Guéranger, Prosper
Prosper-Louis-Pascal Guéranger OSB (* 4. April 1805 Sablé-sur-Sarthe; †30. Jan. 1875 Solesmes), französischer Benediktiner; Gründerabt von Solesmes; Erneuerer der französischen Benediktinerkongregation und Begründer der liturgischen Bewegung. Große Wirkung hatte seine Neubelebung des Gregorianischen Chorals in Solesmes.
* 4. April 1805 (Sablé-sur-Sarthe); †30. Jan. 1875 (Solesmes); Sac.: 7. Okt. 1827; Prof.: 26. Juli 1837; Abbas: nom. 1. Sep. 1837.
Der 1827 zum Priester geweihte Weltgeistliche Guéranger war von 1826 bis 1829 Bischofssekretär in Le Mans und pflegte in den Jahren von 1829 bis 1832 enge Kontakte mit dem ultramontanen Theologen Hugue de Lamennais. 1832 erwarb er das verlassene Mauriner–Priorat Solesmes bei Cambrai, wo er sich ein Jahr später mit fünf Gefährten niederließ und, obwohl ohne eigene monastische Erfahrung, das klösterliche Leben wieder aufnahm (11. Juli 1833). Sechs Jahre später, am 26. Juli 1837, legte er in St. Paul vor den Mauern in Rom die Profess ab und wurde von Papst Gregor XVI. zum 1. September d. J. zum ersten Abt von Solesmes und gleichzeitig zum Generaloberen der noch zu reformierenden französischen Benediktinerkongregation (heute Kongregation von Solesmes) ernannt.Vom Mutterkloster Solesmes aus erfolgten bald weitere Gründungen: das Heiligtum des Martin von Tours bei Ligugé (1853), St. Marie-Madeleine in Marseille (1865) und die Nonnenabtei St. Cécile bei Solesmes (1866).
Der reformeifrige Guéranger bemühte sich erfolgreich, die liturgischen Sonderformen und Einzelriten der französischen Bistümer durch die verbindliche Einführung des bereits mit dem Apostolischen Siegelschreiben Papst Pius‘ V. am 14. Juli 1570 in Kraft getretenen römischen Ritus zu ersetzen. In den Beratungsprozess des französischen Episkopats zur Frage der Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens (die 1854 durch Pius IX. erfolgte) einbezogen, förderte er die Dogmatisierung in Frankreich und verteidigte sie in zahlreichen Kleinschriften. Sein Ultramontanismus kam auch in seiner vehementen Verteidigung der 1870 auf dem 1. Vatikanischen Konzil dogmatisierten Unfehlbarkeit des Papstes zum Ausdruck.
Der Forderung der Benediktsregel gemäß, dass »dem Gottesdienst nichts vorgezogen werden solle« (BR 43,3), betonte Guéranger den Vorrang der Liturgie in Gebet und Glauben. Die Mönche der Kongregation sollten auf jede Außentätigkeit verzichten und sich der Kontemplation und der Pflege der Liturgie widmen. In deren Dienst wurde auch die wissenschaftliche Tätigkeit gestellt.
Guéranger trat selbst mit liturgiegeschichtlichen und liturgiedeutenden Werken an die Öffentlichkeit. Zu seinen wichtigsten Schriften gehören: Das Leben der hl. Martyrerin Cäcilia, Das liturgische Jahr, Geschichte der Liturgie (3 Bände) und Die höchste Lehrgewalt des Papstes.
Guéranger starb 69jährig im Kloster Solesmes.
Letzte Änderung: 26. Februar 2010
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