Reimann, Martin
Martin Reimann OCist (* 11. April 1798 Oberrohrdorf-Staretschwil; †30. Juni 1878 Mehrerau), Zisterzienser und 2. Abt der gefreiten Abtei Wettingen-Mehrerau in Vorarlberg.
Reimann übernahm 1826 als Granarius (Kornmeister) die Aufsicht über die Klostermühle und die eingehenden Getreidezehnten. Seit 1828 war er als Großkellner (Cellerar) für die Verwaltung des gesamten Klosterbesitzes und die Führung des Wirtschaftsbetriebes zuständig und gezwungen, 1834 bei der die Aufhebung des Klosters vorbereitenden Inventarisierung des Klostervermögens mitzuhelfen. Erschwert wurde seine Aufgabe durch die staatliche Verwaltung, unter die das Kloster seit 1836 gestellt war. Als im September 1840 ein neuer Abt gewählt wurde, unterlag Reimann mit nur einer Stimme seinem Konkurrenten Leopold Höchle.
Nach der Aufhebung des Klosters 1841 musste Reimann sich noch einige Tage zur Verfügung der Liquidatoren halten, teilte dann aber mit Abt Höchle das Schicksal der Verbannung. Seit 1844 Prior, lebte er mit dem Konvent im Kloster Werthenstein, bis ihn die heranrückenden Truppen des Generals Frey-Herosé (Sonderbundskrieg) zu einer abenteuerlichen Flucht über tiefverschneite Alpenpässe nach Gries bei Bozen zwangen. Im Januar 1848 nach Werthenstein zurückgekehrt, wurde er von der neuen Regierung in Luzern zum drittenmal zur Flucht gezwungen. Er ging nach Schwyz, wo er als Seelsorger aushalf und das Dominikanerinnenkloster St. Peter am Bach betreute. 1850 übernahm er die erledigte Pfründe der Kaplanei Wagen bei Wurmsbach.
Nachdem der Konvent 1854 die Reste der ehemaligen Benediktinerabtei Mehrerau bei Bregenz am Bodensee übernommen hatte, wirkte Prior Reimann dort am Wiederaufbau mit und leitete als Direktor die neugegründete »Lehr- und Erziehungsanstalt« (Nov. 1854–1864). Vier Wochen nach Abt Leopolds Tod wählten die Kapitularen Reimann, der schon während des halbjährigen Krankenlagers seines Vorgängers das Kloster geleitet hatte, zum Abt von Wettingen und Prior der Mehrerau.
Abt Martin setzte die Aufbauarbeit seines Vorgängers, an der er als Prior schon wesentlich beteiligt gewesen war, fort. Er ließ Vorratsräume und Wohnungen für die Bediensteten und Gäste bauen. 1872/73 ließ er den Kirchturm errichten und ein Geläute einziehen. Er baute dem wachsenden Bedarf entsprechend das Internat aus, ließ die Brandruinen am Eingang zur Gesamtanlage beseitigen und kümmerte sich um die ihm unterstellten Frauenklöster in der Schweiz und Österreich (Mariastern-Gwiggen). Im August 1866 übernahm er nach dem Tod des Direktors P. Ludwig Oswald neben seinen Abtspflichten wieder die Direktion der Schule, die er 1875 an Dominikus Willi übergab. 1868 errichtete er die Marianische Studentenkongregation.
Abt Martin Reimann wurde seinem Vorgänger gegenüber vor dem Muttergottesaltar beigesetzt. Ihm folgte der Deutsche Maurus Kalkum im Amt.
Literatur
- ÖBL 1815–1950, Bd. 9 (Lfg. 41), S. 40
- Groner, Heinrich: Kreuz und Stab. In: Mehrerauer Grüße NF 1 (Sommer 1954) S. 54ff.
gge
Letzte Änderung: 27. Juli 2009
Kommentare
Was sagen Sie dazu?