Schwestern vom Heiligen Geist
Die Schwestern vom Heiligen Geist sind eine Kongregation päpstlichen Rechts, die 1857 von Pfarrer Philipp de Lorenzi und Anna Maria Hölscher (Sr. Irmina, 1835–1858) gegründet wurde.
Die Kongregation lebt nach der Augustinusregel und ist sozial-karitativ tätig, seit 1974 auch in Indien. Die Generalleitung hat seit 1887 ihren Sitz im Mutterhaus Marienhof in Koblenz. Seit 1929 ist die Kongregation päpstlichen Rechts, 1950 erfolgte die Angliederung an den Augustiner[-Eremiten]-Orden OSA.
Die Schwestern vom Heiligen Geist unterhalten heute Niederlassungen in Deutschland (v.a. im Bistum Trier) und fünf indischen Bundesstaaten. Sie sind im Bereich der stationären und ambulanten Kranken- und Altenpflege und der Behindertenarbeit tätig, kümmern sich in Tageseinrichtungen und Wohngruppen um milieugeschädigte Kinder und Jugendliche und übernehmen Aufgaben in Katechese und Seelsorge. Zusammen mit dem Verein „Barmherzige Brüder Trier“ sind sie Träger des Katholischen Klinikums Koblenz bestehend aus Marienhof/St. Josef und Brüderhaus in Koblenz.
Im Jubiläumsjahr 2007 gehörten dem Orden 239 Ordensfrauen in Deutschland und Indien an. Generaloberin ist Schwester M. Gregoria Thachil.
Entwicklung
Während die Zahl der Ordensmitglieder in den indischen Niederlassungen wächst, bleibt der Nachwuchs in Deutschland fast völlig aus. Bei einem Durchschnittsalter von über 70 Jahren sind heute kaum noch deutsche Schwestern im aktiven Dienst.
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Am 4. Juni 1857, dem Donnerstag der Pfingstoktav, zogen die vier Frauen in eine gemietete Eatagenwohnung in der Mehlgasse und begannen ihr klösterliches Leben. Dieser Tag gilt als Gründungstag der Gemeinschaft, die sich auf Vorschlag Bischof Arnoldis »Schul- und Krankenschwestern vom Heiligen Geist« nannte.
Am Fest Mariä Lichtmess, 2. Februar 1858, erhielten die inzwischen in die Florinspfaffengasse umgezogenen Kandidatinnen aus der Hand des Bischofs ihr Ordenskleid: ein schwarzes Wollkleid mit schwarzem Schleier und Skapulier (Überwurf), weißem Zingulum (Gürtel), weißem Stirnband und Kragen. Erste Oberin wurde Anna Maria Hoelscher als Sr. Irmina, die aber schon drei Monate nach der Einkleidung, 22-jährig, an Lungentuberkulose starb. Überhaupt meinte es das Schicksal nicht gut mit der Neugründung. Die harte Arbeit und die Entbehrungen forderten ihren Tribut. Schon zwei Jahre nach der Einkleidung lebten drei der Gründungsmitglieder nicht mehr. Eine Schwester hatte die Gemeinschaft verlassen.
Aber der gemeinsame Gedanke des Helfens und des Miteinanders war auf fruchtbaren Boden gefallen; trotz des Rückschlags hielt Pfarrer de Lorenzi die Gründung aufrecht, die sich in den folgenden Jahren zu einer wichtigen Institution im sozialen Leben der Stadt Koblenz und darüber hinaus entwickelte. 1866, die Kongregation zählte schon 15 Professschwestern, drei Novizinnen und sechs Postulantinnen, gründete die Gemeinschaft eine Niederlassung in Dudweiler, einer der größten Arbeiterpfarreien an der Saar, um dort im Unterricht und in der Krankenpflege tätig zu werden. 1868 gingen sie an das Hospital in Saarburg.
1875 zwang der Kulturkampf in Preußen die Ordensgemeinschaften zur Aufgabe der Unterrichtstätigkeit, nur die sozial-karitative und krankenpflegende Tätigkeit blieb den Schwestern erlaubt. Der Not gehorchend erklärten sie die Krankenpflege zu ihrer ausschließlichen Aufgabe und nennen sich seitdem Schwestern vom Heiligen Geist.
Nach dem Ende des Kulturkampfes bis in die 30-Jahre des 20. Jahrhunderts wuchs die Kongregation stetig weiter. Zwischen 1888 und 1939 konnten 51 Filialniederlassungen gegründet werden. 1888 wurde das neuerbaute Mutterhaus Marienhof in der Moselweißer Straße bezogen; seit 1903 eng verbunden mit einem großen Krankenhaus. 1897 übernahmen die Schwestern statt der bisherigen Satzungen die Satzungen der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf. Nach sechsjähriger Probezeit wurden sie 1906 endgültig angenommen und in einer überarbeiteten Fassung 1910 päpstlich bestätigt.
Mit dem Beginn des 1. Weltkriegs wurde das Krankenhaus zum Lazarett. Schon am 20. August, also eine Woche nach Kriegsbeginn, trafen die ersten Verwundeten ein. Erst 1921 endete der Status des Hilfslazaretts. Während des 2. Weltkriegs leisteten die Schwestern erneut ihre Dienste in der Verwundetenversorgung. Auf dem Gelände des Marienhofes musste ein Hochbunker gebaut werden, der 1943 in Betrieb genommen wurde und ein eigenes Krankenhaus für 170 Patienten mit OP-Saal, Röntgengeräten und Kreißsaal enthielt und bis 1949 in Betrieb blieb. Kranken- und Mutterhaus Marienhof waren bei einem Fliegerangriff am 6. November 1944 völlig zerstört worden.
In den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg ließen die Neueintritte erheblich nach, weshalb viele Niederlassungen geschlossen werden mussten, die meisten davon in den 70-er Jahren. Gleichzeitig gab es aber auch eine gegenläufige Entwicklung. Mit dem Eintritt zahlreicher junger Inderinnen in die Gemeinschaft, eröffnete sich die Chance, auch auf dem großen Subkontinent Indien tätig zu werden. Zwischen 1974 und 1981 wurden fünf Niederlassungen gegründet, die von indischen Schwestern geleitet werden.
Gerd Gessinger
Franz Rudolf Reichert: Unter dem Gesetz des Weizenkorns, Limburg 1982
Letzte Änderung: 27. April 2010
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