Sellinger, Bonifaz


Bonifaz Sellinger OSB (1912–2002), Benediktiner und 71. Abt der Benediktinerabtei U.L. Frau zu den Schotten (Schottenstift) in Wien.

Friedrich; * 2. Aug. 1912 (Wien); † 10. März 2002 ebd.; Vest.: 14. Sep. 1932; Prof.: feierl. 1936; Sac.: 10. Juli 1938 (Wien); Abbas: el. 11. Mai 1966, ben. 6. Juni 1966 (Kard. König), res. 1988; Procedamus in pace – Lasst uns in Frieden voranschreiten.

In bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, wurde Sellinger ein Begabtenstudium am Schottengymnasium ermöglicht, das er 1932 mit Ausgezeichnung beendete. Nach der Matura wurde er 1932 mit drei anderen Kandidaten in das Noviziat der Abtei aufgenommen. Er studierte zunächst am Benediktinerkolleg Sant’Anselmo in Rom, dann in Wien Theologie.

1938 wurde er zum Priester geweiht und war danach Kooperator in Schottenfeld, dann in Gumpendorf, wurde aber – wie mehrere seiner Mitbrüder – am 15. Juni 1940 zur Wehrmacht eingezogen und als Sanitäter eingesetzt. Von 1944 bis 1947 war er in russischer Kriegsgefangenschaft.

Gleich nach seiner Heimkehr schrieb er sich an der Wiener Universität ein, um das Lehramt für Deutsch und Russisch zu erlangen. 1953 beendete er das Studium mit dem Magistergrad (Mag. phil.). Einen Teil seiner Studienzeit war P. Bonifaz auch Kooperator in Wien-Stammersdorf.

Nach dem Probejahr nahm er 1954 den Unterricht am Schottengymnasium auf (bis 1971), behielt aber – was ungewöhnlich war – seine Kaplansstelle. Diese Doppelfunktion blieb auch erhalten, als Abt Hermann Peichl ihn 1957 zum Pfarrer von Enzersfeld bei Wien bestimmte.

Nach Peichls Tod 1966 wählten ihn die Schottenmönche zum 71. Abt der Schottenabtei.

Sellinger oblag es, in und mit seinem Konvent die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils in das klösterliche Leben umzusetzen. Personlich eher konservativ eingestellt, blieb er offen für gemäßigte Weiterentwicklung und Neugestaltung. 1969 wurde die Romanische Kapelle eröffnet und am 22. April 1980 das Benediktushaus. Weitere Eckpunkte seiner Amtszeit waren der Gymnasialausbau mit Dachterrasse, die Umstellung der Wirtschaftsbetriebe in Breitenlee und der Umbau des Schottenkellers.

Viele Jahre war er Vorsitzender der österreichischen Superiorenkonferenz und damit als Vertreter der Ordensgemeinschaften Gesprächspartner der Bischöfe und der staatlichen Behörden.

Sellinger starb am 4. Fastensonntag (Laetare) 2002 in der Infirmerie des Klosters und wurde am 20. März 2002 in der Krypta beigesetzt.

Literatur

Parte und Homilie von Abtpräses Clemens Lashofer zum Requiem.

Letzte Änderung: 9. November 2008 

Kommentare

Was sagen Sie dazu?