Serviten
Serviten, lat. Ordo Servorum Mariae OSM, Orden der Diener Mariens, Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts, entstanden 1233 in Florenz aus einer Marienbruderschaft.
Die nach der Augustinusregel lebenden Serviten sind einer von siebzehn Mendikantenorden (Bettelorden) der katholischen Kirche. Sie sind in Europa und Übersee v.a. in der Seelsorge, der Volksbildung und der Mission tätig und haben knapp 1000 Mitglieder. Der Generalprior und die Generalkurie haben ihren Sitz in Rom.
Seit dem frühen 14. Jahrhundert gibt es einen weiblichen Zweig (Servitinnen), und seit dem 15. Jahrhundert eine Laiengemeinschaft.
Im deutschsprachigen Raum besteht die Tiroler Provinz mit Sitz in Innsbruck, der sechs Klöster in Österreich (Innsbruck, Maria-Waldrast, Volders, Maria Luggau, Wien und Gutenstein) und das einzige deutsche Kloster in Gelsenkirchen-Buer angehören.
Zur Servitanischen Familie gehören heute außer dem Männerorden 21 Schwesternkongregationen, Klausurnonnen, Säkularinstitute, Mitglieder der Laiengemeinschaften und die Bruderschaften der Schmerzhaften Mutter.
1233 vereinigten sich sieben Patriziern aus Florenz (die »Sieben Heiligen Gründer«, 1888 heiliggesprochen) zum gemeinsamen eremitischen Leben. 1245/47 errichteten sie ihr erstes Kloster auf dem Monte Senario. 1249 wurde die Gemeinschaft der Mariendiener vom päpstlichen Legaten, 1252 von Innozenz IV. anerkannt. 1274 vom Lyoner Konzil quasi aufgehoben, war der Orden 1280 wieder aktiv und wurde 1290 von Papst Nikolaus IV. erneut anerkannt. Seit 1299 gab es eine deutsche Ordensprovinz mit vier Klöstern. Papst Benedikt XI. bestätigte den Orden 1304 in seiner Bulle Dum levamus den Orden endgültig und beendete damit den siebzig Jahre währenden Schwebezustand. Der letzte der sieben Gründerväter, Alexius Falconieri, erlebte diesen Schritt noch, er starb 1310.
1424 bestätigte Papst Martin V. mit der der Bulle Apostolicae Sedis providentia die Existenz und die Organisation des Dritten Ordens, heute bekannt als die Servitanische Laiengemeinschaft.
Die in vielen Orden auftretende Observanzbewegung führte 1430 zur Bildung der sog. Kongregation der Observanz, die, ohne sich formell vom Orden zu trennen, eine Reformbewegung innerhalb des Ordens darstellte. Ihr gehörten 1570, als die Spaltung ihr Ende fand, ca. 60 Klöster an. Ein anderer Reformzweig die „Eremiten vom Monte Senario“ entstand 1539; er wurde 1778/79 vom Papst aufgehoben.
Der Reformation fiel die gesamte »alte« deutsche Provinz mit 17 Klöstern zum Opfer. Erst 1613 wurde wieder ein Kloster im deutschsprachigen Raum gegründet (Innsbruck), das zum Ausgangspunkt weiterer Klostergründungen in Österreich (Wien 1638), Ungarn und Böhmen wurde. Zu einer Neugründung in Deutschland kam es 1637, als von den Brüdern der Deutschen Observanz das Kloster Kreuzberg bei Bonn gegründet wurde.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erreichte der Servitenorden mit 3000 Brüdern seine größte Blüte. 1750 zählte die Deutsche Observanz 28 Klöster in drei Provinzen: Tirol, Österreich-Ungarn und Böhmen. Dieser besondere Zweig in der Geschichte des Servitenordens endete 1908.
Die Säkularisationen des 19. Jahrhunderts kosteten den Orden u.a. alle seine Klöster in Deutschland. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem langsamen Neuaufschwung mit Klostergründungen in Europa, aber auch in den USA. 1888 wurden die sieben Ordensgründer heiliggesprochen. Im 19. Jahrhundert entstanden auch zahlreiche Kongregationen der Servitinnen-Schwestern, die sich dem Orden anschlossen. Zu einer dieser Kongregationen, den 1862 gegründeten Servitinnen von Galeazza, gehören die Servitinnen in Düsseldorf und Hückelhoven-Doveren.
War der Orden bis dahin fast nur in Italien und Deutschland/Österreich verbreitet, erlangte er im 20. Jahrhundert seine größte geographische Verbreitung; durch die Übernahme von Missionsaufgaben fasste er auf allen fünf Kontinenten Fuß. 1943 gründete Joan Bartlett in London ein Servitanisches Säkularinstitut, 1959 entstand mit dem Regnum Mariae ein zweites in Italien. 1954 wurde in Gelsenkirchen-Buer wieder ein Kloster in Deutschland gegründet, das mit den sechs österreichischen Klöstern die Tiroler Provinz mit Sitz in Innsbruck bildet. 1964 erreichte der Orden nach dem ersten Höhepunkt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch einmal die Zahl von 1700 Mitgliedern.
1987 entstand auf Initiative des Generalpriors Michel M. Sincerny die internationale Union der Servitanischen Familie (U.N.I.F.A.S.).
Letzte Änderung: 5. Februar 2009
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