Stein, Edith


Hl. Edith Stein, Ordensname Teresia Benedicta a cruce OCD, (1891–1942), deutsch-jüdische Philosophin, Konvertitin, Karmelitin und Märtyrerin.

* 12. Okt. 1891 (Breslau); † 9. Aug. 1942 (KZ Auschwitz-Birkenau); Vest.: 15. April 1934; Prof.: 21. April 1935, 21. April 1938; Bea.: 1. Mai 1987 (Köln); Kan.: 11. Okt. 1998 (Rom).

Edith Stein, Sr. Teresia Benedicta vom Kreuz OCD

Edith Stein, Sr. Teresia Benedicta vom Kreuz OCD

Geboren am höchsten jüdischen Feiertag, dem Yom Kippur oder Versöhnungstag, als jüngstes von elf Kindern und jüngste Tochter einer orthodoxen jüdischen Breslauer Familie, wurde Edith Stein in jüdischer Tradition erzogen. Der Vater, ein Holzhändler, starb als Edith kaum zwei Jahre alt war. Mit der Zeit verlor sich die religiöse Erziehung. Mit 14 Jahren unterbrach Edith Stein ihre Gymnasialstudien und lebte ein Jahr bei ihrer Schwester Else in Hamburg. Zeitweilig erklärte sie sich zur Atheistin.

1911 machte sie das Abitur und studierte bis 1913 Germanistik und Geschichte in Breslau (ein »Brotstudium«) und danach Philosophie in Göttingen, u. a. bei dem Philosophen und Phänomenologen Edmund Husserl. Sie beschäftigte sich mit Frauenfragen und wurde Mitglied des Preußischen Vereins für Frauenstimmrecht.

Nach dem Staatsexamen in Geschichte, Deutsch und philosophischer Propädeutik (1915) absolvierte Stein einen Krankenpflegekurs und tat Dienst in einem Seuchenlazarett in Mährisch-Weißkirchen. Sie pflegte die Kranken der Typhusstation, arbeitete in einem Operationssaal, erlebte das Sterben junger Menschen. Nach Auflösung des Lazarettes folgte sie 1916 Husserl als Assistentin nach Freiburg i. Br., wo sie 1917 mit einer Arbeit Zum Problem der Einfühlung den philosophischen Doktorgrad erwarb. Im Herbst 1918 gab Edith Stein die Assistentenstelle bei Husserl auf, um selbständig arbeiten zu können. Obwohl mit Auszeichnung promoviert, blieb ihr als jüdischer Frau jedoch die Habilitation in Breslau, Freiburg und Göttingen verwehrt.

In Göttingen begegnete Edith Stein auch dem Philosophen Max Scheler, durch den sie auf den Katholizismus aufmerksam wurde. Wieder in Breslau arbeitete sie an philosophischen Beiträgen zur Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften, las aber auch das Neue Testament, Kierkegaard und das Exerzitienbüchlein des hl. Ignatius von Loyola. Durch die Schriften der hl. Teresa von Ávila, deren Autobiographie sie im Sommer 1921 in einer einzigen Nacht gelesen hatte, fand Edith Stein schließlich zum Gottesglauben zurück. Am 1. Januar 1922 ließ sie sich in der Pfarrkirche St. Martin in Bad Bergzabern (Rheinland-Pfalz) katholisch taufen, was die gläubige jüdische Mutter sehr schmerzte. »Ich hatte die Praxis meiner jüdischen Religion als Mädchen von 14 Jahren aufgegeben und fühlte mich erst nach meiner Rückkehr zu Gott wieder jüdisch.« Gleich nach ihrer Konversion strebte Edith Stein in den Karmel. Doch ihre geistlichen Gesprächspartner, Generalvikar Schwind von Speyer, der Jesuit Erich Przywara und der Beuroner Erzabt Raphael Walzer rieten ihr ab.

Von 1922 bis Ostern 1931 unterrichtete Edith Stein Deutsch und Geschichte am Lyzeum und Lehrerinnenseminar der Dominikanerinnen des Magdalenenklosters in Speyer. Hinzu kamen auf Dringen Erzabt Raphaels ausgedehnte Vortragsreisen, vor allem zur Frauenfrage und zu Problemen der neueren Mädchenbildung. 1932, nachdem sie einige Zeit vergeblich ihre Habilitation in Breslau und Freiburg betrieben hatte, wechselte sie zum katholischen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster (Westfalen), wo sie sich u. a. intensiv mit Thomas von Aquin beschäftigte und ihre Anthropologie entwickeln konnte. Ihre Arbeit über die Zentralbegriffe des Thomas von Aquin (Potenz und Akt) wird sie später im Kölner Karmel zu ihrem philosophisch-theologischen Hauptwerk Endliches und ewiges Sein umarbeiten. Eine Drucklegung wird dann schon nicht mehr möglich sein, es erscheint postum in Freiburg, 1950.

Nach dem Verbot der Dozentinnentätigkeit durch die Nazis trat Edith Stein am 14. Oktober 1933, nach der Ersten Vesper zum Hochfest der hl. Teresa von Ávila, in den Karmel der unbeschuhten Karmelitinnen in Köln-Lindenthal ein. Bei der Einkleidung erhielt sie den Ordensnamen Teresa Benedicta a Cruce (Teresa Benedicta vom Kreuz). In der Neujahrsnacht 1938/39 floh Edith Stein, um den Kölner Karmel vor den Nationalsozialisten zu schützen, in den niederländischen Karmel Echt in der Provinz Limburg, wohin ihr ihre ältere Schwester Rosa ein Jahr später folgte. In großer Eile – und von den klösterlichen Pflichten freigestellt – beendete sie dort ihre Studie über den Kirchenlehrer der Mystik und Vater der Karmeliten Johannes vom Kreuz zum 400. Jahrestag seiner Geburt 1542–1942. Am 2. August 1942 wurden Edith und Rosa Stein von der Gestapo verhaftet, über Amersfoort und Westerbork nach Auschwitz deportiert und vermutlich noch am Tag der Ankunft in Birkenau, dem 9. August 1942, in der Gaskammer ermordet.

Papst Johannes Paul II. sprach sie am 1. Mai 1987 im Müngerdorfer Stadion selig und am 11. Oktober 1998 in Rom heilig. Zusammen mit der hl. Birgitta von Schweden und der hl. Katharina von Siena erklärte Johannes Paul II. Edith Stein 1999 zur Patronin Europas. Ihr Gedenktag ist der 9. August.

Weblink

Edith-Stein-Website des Erzbistums Köln

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Letzte Änderung: 31. Januar 2014 

Kommentare

Ein Kommentar zu “Stein, Edith”

  1. Kai-Uwe Merz
    31. Januar 2014 16:09

    Vertipper: der Philosoph ist Max SchEler.

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