15. April 2008

Für Gott und die Welt – Franziskaner in Thüringen

Sonderausstellung „Gott und die Welt – Franiskaner in Thüringen“ der Mühlhäuser Museen in Kooperation mit der Fachstelle Franziskanische Forschung, Münster/Westfalen.

AusstellungsplakatAus Anlass des 800-jährigen Jubiläums des Franziskanerordens wird in Mühlhausen die größte deutsche Ausstellung über den Orden gezeigt. Sie thematisiert die Geschichte des Ordens in Thüringen von ihrem Beginn im 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Konzipiert wurde die Schau von den Mühlhäuser Museen – mit Wissenschaftlern aus ganz Deutschland und den Franziskanern selbst. Einbezogen ist auch der Franziskanerkonvent Hülfensberg, der eigene Angebot zur Ausstellung beisteuert, um die heutige franziskanische Lebensweise zu zeigen.

Franziskus von Assisi (1181/82–1226) ist nicht nur einer der populärsten kirchlichen Heiligen, sondern fasziniert bis auf den heutigen Tag Menschen weit über die Kirche hinaus. Seine Lebenswende hin zum Verzicht auf materiellen Reichtum und zu den benachteiligten Menschen im Kontrast zu einer sich stark verändernden Gesellschaft des Hochmittelalters war vielen Menschen wegweisend und ist es bis in unsere Tage geblieben.

Gerade seine Hinwendung zur beseelten Schöpfung und seine Abwendung von Habgier und Macht lassen ihn heute zum Vorbild für viele Menschen in ihrem Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung und den Frieden werden. Franziskus‘ Wahl zum „Mann des 2. Jahrtausends” durch das renommierte amerikanische Magazin „Time” spricht deshalb für sich.

Von Assisi aus zogen Franziskus und seine Weggefährten nach Europa und darüber hinaus bis an die Grenzen der Welt des 13. Jahrhunderts. Thüringen und seine Bewohner erreichten sie früh und nachhaltig: Schon zu Lebzeiten ihres Ordensgründers kamen sie nach Erfurt, Eisenach, Gotha, Mühlhausen und Nordhausen, machten ihr von Franziskus inspiriertes Leben durch Predigt und Handeln bekannt und beeindruckten Menschen lebensverändernd. Die hl. Elisabeth von Thüringen (1207–1231) gibt hier nur das prominenteste Beispiel.

Fortan prägten Franziskaner durch ihre Botschaft, durch Klosterbauten und ihre Ausstattung den thüringischen Raum, machten ihn bis in die Reformationszeit hinein zu einer stark franziskanisch akzentuierten Klosterlandschaft. Und auch heute noch gibt es auf dem im Eichsfeld gelegenen Hülfensberg franziskanisches Leben in Thüringen.

Angesichts der Zeiträume und Wechselfälle thüringischer Geschichte bis in die Gegenwart überrascht der Bestand insbesondere mittelalterlicher Stücke franziskanischer Provenienz, der in Museen, Kirchengemeinden, Archiven und Bibliotheken aufbewahrt wird. Sie sind in der Ausstellung Beleg für die breite Wirkung, die der Orden einst in Thüringen entfaltete.

Zur Ausstellung

Das größte Ausstellungsobjekt ist der Ausstellungsort selbst, die Kornmarktkirche. Von hier aus waren die Franziskaner seit 1225 mehrere Jahrhunderte seelsorgerisch tätig. In der schlichten Saalkirche wird in sieben Abschnitten die geistliche, geistige und weltliche Dimension des Lebens der Franziskaner über acht Jahrhunderte erzählt. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die eigens nachgebaute Gründungskapelle des Ordens.

Daneben gibt es ca. 100 Exponate, vor allem Kunstgegenstände, Urkunden, Bücher, Archivalien und Modelle, die einen anschaulichen Eindruck vom Leben und Wirken der Franziskaner vermitteln. Neben Heiligenbildern und Skulpturen zeigt die Ausstellung die frühesten franziskanischen Glasbilder nördlich der Alpen von 1235/40 aus Erfurt. Eine Monstranz von 1739 stammt aus dem ehemaligen Franziskanerkloster in Dermbach. Überraschend auch für Experten und in Mühlhausen zu sehen: Briefe eines Thüringer Franziskaners aus dem 19. Jahrhundert, der aus den USA und China über seine Missionsarbeit berichtete.

Öffnungszeiten

29. März bis 31. Oktober 2008
in der Kornmarktkirche
(ehemalige Franziskanerkirche „St. Crucis“, dem heutigen Bauernkriegsmuseum der Mühlhäuser Museen)

Dienstag bis Sonntag
10:00 Uhr bis 17:00 Uhr

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