2. Oktober 2008
Glut unter der Asche im Kloster Maria Medingen
Augsburg (IBA) – Dillinger Franziskanerinnen trotzen damals wie heute dem Trend der Säkularisation.
Margareta Ebner wurde 1291 in Donauwörth geboren und trat mit 15 Jahren in das Kloster Maria Medingen ein. Sie starb im hohen Alter von 60 Jahren am 20. Juni 1351 und wurde im Kapitelsaal des Klosters begraben. Über dem Grab wurde wenig später die Margaretenkapelle errichtet, wo sich seit dem 14. Jahrhundert eine Liegefigur der Margareta als Grabplatte befindet. Das Epitaph zeigt die Mystikerin, die mit der linken Hand ein Kruzifix hält und mit der rechten auf den gekreuzigten Jesus weist . Ebenfalls hält sie ein Schriftband mit der Inschrift „Jesus Christus“. Aufgrund ihrer starken Christusliebe und ihrer mystischen Begabung, Botschaften Jesu Christi hören zu konnen, stand Margareta bereits zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit. Viele vertrauten auf ihre Fürsprache. Bis heute ist das Grab der Margareta Anziehungspunkt für zahlreiche Gläubige und das Kloster Maria Medingen ein Wallfahrtsort.
In der an die Margaretenkapelle angrenzenden Klosterkirche von Maria Medingen befindet sich ein besonders sehenswertes Deckengemälde von Johann Baptist Zimmermann. Dieses zeigt den heiligen Dominikus und den heiligen Franziskus mit einem an Ketten gefesselten Menschen in ihrer Mitte. Dieses Bild zeugt in beeindruckender und besonders anschaulicher Weise von der Geschichte des Klosters Maria Medingen von einem vom Untergang bedrohten Dominikanerinnenkloster zur heutigen Ordensprovinz der Dillinger Franziskanerinnen. Die Geschichte beginnt mit dem Jahr 1239. Dort wird die erste Priorin erwähnt. Das Stiftungsjahr ist das Jahr 1246. Papst Innozenz IV. nahm Kloster und Kirche der Dominikanerinnen unter seinen Schutz. Im gleichen Jahr sicherte Graf Hartmann IV. von Dillingen auf Wunsch seiner Gemahlin Wilibirgis die wirtschaftliche Grundlage des Hauses. Ihn betrachteten die Medinger Dominikanerinnen als den eigentlichen Stifter des Klosters. Graf Hartmann IV. schenkte fünf Jahre zuvor der „Sammlung von Frauen“ in Dillingen – den späteren „Dillinger Franziskanerinnen“ – in Dillingen ein Haus. 1330 kam das Kloster unter bayerische Landeshoheit. 1505 unter dem Landesherrn Ottoheinrich von Pfalz Neuburg mussten sich die Dominikanerinnen von Medingen gegen wirtschaftliche Ausbeutung und den Zwang, das Bekenntnis Martin Luthers anzunehmen erwehren. Nachdem das Land 1614 von Herzog Wolfgang Wilhelm zunächst wieder dem katholischen Glauben zugeführt wurde und die Medinger Ordensfrauen aufatmen konnten, wurde das Kloster durch Kriege im 17. und 18. Jahrhundert schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem es aber später völlig neu errichtet worden war, fiel Maria Medingen schließlich 1802 der Säkularisation zum Opfer. Die erschreckende Nachricht von der Aufhebung des Klosters erreichte die Dominikanerinnen am Vorabend des Patroziniums am 14. August.
Die Dillinger Franziskanerinnen im Kloster Maria Medingen wirkten ebenfalls in den Bereichen Erziehung und Unterricht. Bis in die 1990er Jahre hinein beherbergte das Kloster ein Mädcheninternat. Die jüngste Ordenschwester des Klosters ist heute ebenfalls im Schuldienst tätig als Lehrerin in der Maria Ward-Realschule in Dillingen. In dem ehemaligen Schulhaus im Klosterhof befindet sich der ordenseigene Kindergarten und ein Jugendhaus für Einkehrtage und Klassenfahrten. Für Jugendliche sind die derzeit 30 Ordensfrauen des Klosters auch stets gefragte Gesprächspartner etwa bei Ferienkursen der diözesanen Mädchengemeinschaft „Der neue Weg“, in der junge Mädchen sich selbst, ihrem Glauben und einer möglichen Berufung Gottes näher kommen können. Außerdem werden im Kloster Maria Medingen, dessen Kirche der Pfarreiengemeinschaft Wittislingen angehört, regelmäßig Jugendvespern und Sonntagsgottesdienste gefeiert, bei denen Weltliche selbstverständlich willkommen sind. Willkommen sind bei den weltoffenen Medinger Franziskanerinnen auch Menschen, die ernsthaft einer Zeit der Anbetung, des Gebetes, der Stille und des Schweigens bedürfen. Die Weisheit, Herzenswärme und Freude im Glauben, die die Ordensschwestern von Maria Medingen ausstrahlen, kommentiert die Oberin des Klosters, Sr. Leonore Heinzl: „Es ist viel Glut unter der Asche – bei uns wie auch in der Welt außerhalb unseres Klosters. Je mehr Menschen mutig ihren Glauben an Jesus Christus bezeugen und sich aufmachen, um seine Nachfolge anzutreten, desto mehr wird der Glaube und das Feuer der Liebe Jesu Christi Einzug in unsere moderne Zeit halten.“
Bistum Augsburg
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