2. Oktober 2008

Glut unter der Asche im Kloster Maria Medingen

Augsburg (IBA) – Dillinger Franziskanerinnen trotzen damals wie heute dem Trend der Säkularisation.

Kloster Maria Medingen, Blick auf die Klosterpforte.

Kloster Maria Medingen, Blick auf die Klosterpforte.

„Menschliches Urteil trügt gar oft.“, lauteten die Worte, die die Dominikanerin und Selige im Volksglauben Margareta Ebner aus dem Mund Jesu Christi hören durfte. Sie waren der Nonne im Kloster Maria Medingen, das auf einer Anhöhe in der malerischen Donaulandschaft umgeben von seinen Ländereien gelegen ist und heute zur Diözese Augsburg gehört, ein starker Trost. Denn Margareta bangte um das Leben des Kaisers Ludwig des Bayern, der das um 1239 gegründete Kloster im Jahre 1330 zur Hofmark erhoben hatte, und später in Bann und starkem Zerwürfnis mit der Kirche und dem Papst lebte. Ludwig der Bayer spürte und pflegte dennoch eine starke Bindung zu dem Dominikanerinnenkloster Maria Medingen insbesondere zu der Mystikerin Margareta Ebner, auf deren Fürsprache er baute.

Margareta Ebner wurde 1291 in Donauwörth geboren und trat mit 15 Jahren in das Kloster Maria Medingen ein. Sie starb im hohen Alter von 60 Jahren am 20. Juni 1351 und wurde im Kapitelsaal des Klosters begraben. Über dem Grab wurde wenig später die Margaretenkapelle errichtet, wo sich seit dem 14. Jahrhundert eine Liegefigur der Margareta als Grabplatte befindet. Das Epitaph zeigt die Mystikerin, die mit der linken Hand ein Kruzifix hält und mit der rechten auf den gekreuzigten Jesus weist . Ebenfalls hält sie ein Schriftband mit der Inschrift „Jesus Christus“. Aufgrund ihrer starken Christusliebe und ihrer mystischen Begabung, Botschaften Jesu Christi hören zu konnen, stand Margareta bereits zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit. Viele vertrauten auf ihre Fürsprache. Bis heute ist das Grab der Margareta Anziehungspunkt für zahlreiche Gläubige und das Kloster Maria Medingen ein Wallfahrtsort.

Das Grab der im Volksglauben Seligen Mystikerin Margareta Ebner im Kloster Maria Medingen

Das Grab der im Volksglauben Seligen Mystikerin Margareta Ebner im Kloster Maria Medingen

Von dem innigen Kontakt Margaretas zum menschgewordenen Gottessohn zeugen ihre gekrönte und wertvoll gekleidete Jesuleinfigur aus dem 14. Jahrhundert und ihr Alabasterkeuz (um 1340) welche in einem blauen Schrein im Altar der Margaretenkapelle aufbewahrt werden. Den Schrein ziert ein silbernes Opferlamm aus dem Johannesevangelium, das Sinnbild des menschgewordenen Gottessohnes. Diese Gegenstände, insbesondere die Jesuleinfigur dienten Margareta zur Vergegenwärtigung des Gottessohnes während des Gebetes. Die Deckengemälde in der Kapelle des Dillinger Freskanten Vitus Felix Rigl aus dem Jahr 1755 zeigen Schlüsselszenen des Lebens und der Verehrung Margareta Ebners. Neben der Margarethenverehrung kommen besonders viele Gläubige in der vorösterlichen Passionszeit in die Margaretenkapelle. Dann wird nach Jahrhunderte altem Brauch das Leiden und Sterben Jesu Christi dargestellt in Form eines die ganze Kapelle einnehmenen acht mal sieben Meter großen barocken Heiligen Grabes. Das Heilige Grab besteht aus Holz, es wurde einer Theaterkulisse nachempfunden und von dem Künstler Johann Anwander gestaltet. Es zeigt die Leidensgeschichte Jesu Christi in Bildern.

In der an die Margaretenkapelle angrenzenden Klosterkirche von Maria Medingen befindet sich ein besonders sehenswertes Deckengemälde von Johann Baptist Zimmermann. Dieses zeigt den heiligen Dominikus und den heiligen Franziskus mit einem an Ketten gefesselten Menschen in ihrer Mitte. Dieses Bild zeugt in beeindruckender und besonders anschaulicher Weise von der Geschichte des Klosters Maria Medingen von einem vom Untergang bedrohten Dominikanerinnenkloster zur heutigen Ordensprovinz der Dillinger Franziskanerinnen. Die Geschichte beginnt mit dem Jahr 1239. Dort wird die erste Priorin erwähnt. Das Stiftungsjahr ist das Jahr 1246. Papst Innozenz IV. nahm Kloster und Kirche der Dominikanerinnen unter seinen Schutz. Im gleichen Jahr sicherte Graf Hartmann IV. von Dillingen auf Wunsch seiner Gemahlin Wilibirgis die wirtschaftliche Grundlage des Hauses. Ihn betrachteten die Medinger Dominikanerinnen als den eigentlichen Stifter des Klosters. Graf Hartmann IV. schenkte fünf Jahre zuvor der „Sammlung von Frauen“ in Dillingen – den späteren „Dillinger Franziskanerinnen“ – in Dillingen ein Haus. 1330 kam das Kloster unter bayerische Landeshoheit. 1505 unter dem Landesherrn Ottoheinrich von Pfalz Neuburg mussten sich die Dominikanerinnen von Medingen gegen wirtschaftliche Ausbeutung und den Zwang, das Bekenntnis Martin Luthers anzunehmen erwehren. Nachdem das Land 1614 von Herzog Wolfgang Wilhelm zunächst wieder dem katholischen Glauben zugeführt wurde und die Medinger Ordensfrauen aufatmen konnten, wurde das Kloster durch Kriege im 17. und 18. Jahrhundert schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem es aber später völlig neu errichtet worden war, fiel Maria Medingen schließlich 1802 der Säkularisation zum Opfer. Die erschreckende Nachricht von der Aufhebung des Klosters erreichte die Dominikanerinnen am Vorabend des Patroziniums am 14. August.

Das Deckenbild in der Kirche des Klosters Maria Medingen zeigt die Ordensgründer und Heiligen Dominikus mit einem Rosenkranz und Franziskus mit einem Kreuz.

Das Deckenbild in der Kirche des Klosters Maria Medingen zeigt die Ordensgründer und Heiligen Dominikus mit einem Rosenkranz und Franziskus mit einem Kreuz.

Katholischer Glaube, Standhaftigkeit und Mut wie ihn die Dominikanerinnen durch die Jahrhunderte in dem eindrucksvollen barocken Kloster bei Dillingen bewiesen haben, sollten mit der Säkularisierung des Klosters aber keineswegs endgültig besiegt sein. Das kostbare Erbe der Medinger Dominikanerinnen in Kloster, Kirche und Christusnachfolge retteten 1843 die Dillinger Franziskanerinnen mit dem Kauf des Klosters Maria Medingen. Die Dominikanerinnen, die die stürmigen Zeiten des Krieges und der Säkularisation überlebt hatten, erhielten ein lebenslanges Bleiberecht im Kloster. Die letzte der Medinger Dominikanerinnen, Catharina Holzmann, benannt nach der Kirchenlehrerin Catharina von Siena, deren Statue den Altarraum der Klosterkirche schmückt, starb 1862 im Alter von 90 Jahren.

Die Dillinger Franziskanerinnen im Kloster Maria Medingen wirkten ebenfalls in den Bereichen Erziehung und Unterricht. Bis in die 1990er Jahre hinein beherbergte das Kloster ein Mädcheninternat. Die jüngste Ordenschwester des Klosters ist heute ebenfalls im Schuldienst tätig als Lehrerin in der Maria Ward-Realschule in Dillingen. In dem ehemaligen Schulhaus im Klosterhof befindet sich der ordenseigene Kindergarten und ein Jugendhaus für Einkehrtage und Klassenfahrten. Für Jugendliche sind die derzeit 30 Ordensfrauen des Klosters auch stets gefragte Gesprächspartner etwa bei Ferienkursen der diözesanen Mädchengemeinschaft „Der neue Weg“, in der junge Mädchen sich selbst, ihrem Glauben und einer möglichen Berufung Gottes näher kommen können. Außerdem werden im Kloster Maria Medingen, dessen Kirche der Pfarreiengemeinschaft Wittislingen angehört, regelmäßig Jugendvespern und Sonntagsgottesdienste gefeiert, bei denen Weltliche selbstverständlich willkommen sind. Willkommen sind bei den weltoffenen Medinger Franziskanerinnen auch Menschen, die ernsthaft einer Zeit der Anbetung, des Gebetes, der Stille und des Schweigens bedürfen. Die Weisheit, Herzenswärme und Freude im Glauben, die die Ordensschwestern von Maria Medingen ausstrahlen, kommentiert die Oberin des Klosters, Sr. Leonore Heinzl: „Es ist viel Glut unter der Asche – bei uns wie auch in der Welt außerhalb unseres Klosters. Je mehr Menschen mutig ihren Glauben an Jesus Christus bezeugen und sich aufmachen, um seine Nachfolge anzutreten, desto mehr wird der Glaube und das Feuer der Liebe Jesu Christi Einzug in unsere moderne Zeit halten.“

Bistum Augsburg

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