19. April 2010

Missbrauch: Benediktiner wollen jedem Einzelfall gerecht werden

Die Klöster der Benediktiner in Deutschland wollen jedem Einzelfall gerecht werden und sich daher nicht an einem nationalen Entschädigungsfonds beteiligen. Das geht aus einer heute veröffentlichten Erklärung der 27 deutschen Benediktineroberen hervor.

Man werde sich intensiv darum bemühen, den individuellen Ansprüchen der jeweiligen Opfer gerecht zu werden. Das schließe neben seelsorglicher oder therapeutischer Betreuung auch individuelle Entschädigungen der Opfer ein. Die deutschen Benediktinerklöster, in deren Einrichtungen es zu Fällen sexuellen Missbrauchs gekommen ist, hätten sich, so heißt es in der Erklärung weiter, in den vergangenen Wochen intensiv um Aufklärung und Aufarbeitung dieser Vorkommnisse bemüht. Im persönlichen Umgang mit den Geschädigten habe sich gezeigt, dass deren Wünsche und Bedürfnisse insbesondere dahin gehen, mit den jetzigen Verantwortlichen der Klöster und Einrichtungen ins Gespräch zu kommen und ihre Erlebnisse zu erzählen. »Sehr ernst« nähmen die Benediktiner das häufig geäußerte Anliegen, in ihren Einrichtungen durch umfassende Prävention dafür zu sorgen, dass sich solche Ãœbergriffe nicht mehr ereignen können.

»Als Benediktiner sehen wir unsere besondere Aufgabe auch darin, den Betroffenen seelsorglich zu helfen. Dies kann in unseren Gemeinschaften geschehen, oder mit Rücksicht auf das Empfinden der Geschädigten auch von externen Seelsorgern übernommen werden.«

Lesermeinungen

9 Kommentare zu “Missbrauch: Benediktiner wollen jedem Einzelfall gerecht werden”

  1. Elli
    19. April 2010 17:42

    „…Im persönlichen Umgang mit den Geschädigten habe sich gezeigt, dass deren Wünsche und Bedürfnisse insbesondere dahin gehen, mit den jetzigen Verantwortlichen der Klöster und Einrichtungen ins Gespräch zu kommen und ihre Erlebnisse zu erzählen…“ (siehe Artikel oben)

    Ich bin misstrauisch.

    Vermutlich spricht man lieber, als zu zahlen.

  2. housestudentin2
    19. April 2010 18:29

    das heisst nichts anderes, als dass jedes opfer wieder allein auf sich gestellt ist, bei der durchsetzung seiner rechte…es muss sich also gegen den täter oder die konkrete organisation, der er angehört durchsetzen, wenn es entschädigung haben will…absurd das ganze!

  3. Emmanuel M.
    22. April 2010 22:17

    Es muß sich wahrscheinlich doch die Einstellung zu sexuellen Fragen in vielen Klöstern und Orden grundlegend ändern. Eine von Angst und Misstrauen geprägte Atmosphäre führt dann möglicherweise zu solchen Exzessen und sucht ein Ventil bei Schwächeren. Wenn man jetzt den Opfern mit großer Offenheit begegnet und alles tut um ihnen wirklich zu helfen, dann kann man auch Wege beschreiten und das Übel an der Wurzel packen.

  4. Elli
    23. April 2010 15:19

    @Emmanuel M.

    Vielleicht wollen sie ganz einfach eines nicht – zahlen.

  5. Emmanuel M.
    23. April 2010 20:52

    @Elli

    Sicher wollen sie das nicht. –
    Allerdings frage ich mich auch, ob Geld seelische Wunden und Verletzungen heilt? Wäre Geld nicht eher ein Trostpflaster?

  6. Elli
    23. April 2010 22:15

    @Emmanuel M.

    So kann man argumentieren: Geld heile keine seel. Wunden, Geld sei nur ein Trostpflaster usw.. Da ist schon was dran – bzw. da kann was dran sein.

    Aber immer noch.

    Ich bin misstrauisch.

    MAN WILL, so kommt es bei mir an, DAS HEFT IN DER HAND BEHALTEN. (Siehe auch der Kommentar von housestudentin2. Meine Gedanken gehen auch in diese Richtung.)

    UND IHR GELD (= MACHT, SICHERHEIT) WOLLEN SIE AUCH BEHALTEN.

    Sorry, Emmanuel M., ich war nicht immer so misstrauisch – aber die Geschehnisse in Belgien heute (selbst ein Bischof!). Man kann nur noch misstrauisch sein.

  7. housestudentin2
    24. April 2010 10:23

    das leben kostet nun mal geld. hilfe und therapie kosten geld. wer jahrzehntelang an den folgen von missbrauch leidet, kann nicht mit voller kraft arbeiten. warum sollte denn die allgemeinheit in form der mitglieder der krankenkassen für therapiekosten aufkommen und nicht die täter und deren organisationen?

  8. Emmanuel M.
    24. April 2010 13:44

    Liebe Elli, liebe housestudentin2, Ihr habt leider recht, die Allgemeinheit kann und sollte nicht für die Fehler aufkommen, sondern die Verursacher.

    Misstrauen und eine gehörige Portion Traurigkeit, das ist es, was ich zurzeit empfinde. Die Fälle häufen sich und irgendwie geht es nicht richtig weiter.
    Wann begreifen die Obersten in der Kirche endlich, dass sie nichtmehr das uneingeschränkte Sagen haben und nicht immer Recht haben?

    Eine demütige und etwas ärmere Kirche, hätte vielleicht eher die Chance die Dinge vom Evangelium her zu sehen und sich von dort her zu reformieren. Dann wäre sie auch glaubwürdiger.

    Trotzdem! Allen einen schönen 4. Ostersonntag!

  9. prof.dr.gernot lucas
    25. April 2010 15:58

    100.000.- euro pauschal an jeden betroffenen. wer will sich im ernst mit euch noch unterhalten, wenn er seit jahrzehnten mit dem leid, das ihr verursacht habt, fertig werden muss? prof.dr.g.lucas ps. ich werde nicht ruhen, bis diese klerikale sauerei ausgestanden ist.

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