12. Februar 2012

Schmerzliche Zäsur für Caritas-Kinderzentren in Westsibirien

Aachen / Novosibirsk, 10. Februar 2012. – Aus Geldmangel muss das Budget für die Kinderzentren der Caritas in Westsibirien um rund 35.000 Euro gekürzt werden.

Im Kinderzentrum lernen die Kinder Kochen. Dabei wird großer Wert auf die gesunde Ernährung gelegt.

Im Kinderzentrum lernen die Kinder Kochen. Dabei wird großer Wert auf die gesunde Ernährung gelegt.

Die Situation von Kindern, die ohne jede Liebe und Fürsorge aufwachsen und ständig Gewalt in der Familie ausgesetzt sind, ist in der russischen Bevölkerung weitestgehend unbeachtet. Daher ruft sie kaum Mitgefühl und Engagement hervor. Diese Kinder haben keine Lobby. Ihre Probleme werden erst dann gesehen, wenn sich die Situation so verschärft hat, dass das Jugendamt sie in Heime unterbringt oder sie als obdachlose junge Mutter im Mutter-Kind-Heim aufgenommen werden. Dann sind sie oft so geschädigt, dass die Pädagogen kaum noch einen Zugang zu ihnen finden. Viele kommen, wenn es schon zu spät ist, um die Schäden zu heilen.

„Es ist unsere Aufgabe als Caritas, anwaltschaftlich für die einzutreten, die keine Stimme in der Gesellschaft haben. In unserer täglichen Arbeit sehen wir schmerzlich und deutlich wie sehr die Kinder dazu gehören“ so Sr. Maria Elisabeth Jakubowitz, Diözesancaritsdirektorin in Novosibirsk. „Wir wollen und müssen die Gesellschaft für das enorme Problem traumatisierter und vernachlässigter Kinder sensibilisieren. Ohne finanzielle Unterstützung ist der Fortbestand unserer Arbeit gefährdet“.

Die zehn Kinderzentren der Caritas Westsibirien sind pädagogisch-therapeutische Tageseinrichtungen für traumatisierte und stark vernachlässigte Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren. In gewaltfreier Umgebung erfahren sie individuelle Förderung und persönliche Zuwendung. Sie erhalten Anleitung in Selbstversorgung wie Kochen und Nähen sowie in Hygiene, zur Fürsorge und Achtung des eigenen Körpers. Darüber hinaus trainieren sie gewaltfreie Konfliktbewältigung und entfalten ihre Beziehungsfähigkeit. Die Kinder müssen den Spagat lernen, aus dem Kinderzentrum jeden Tag in ihre schwierigen Familien zurückzukehren und trotzdem ihr Leben anders zu gestalten, denn nur so kann ihre eigene Zukunft gelingen.

Ein Platz im Kinderzentrum kostet am Tag circa 7,50 Euro für ein Kind. Damit werden die Kosten für die pädagogische Arbeit, Lebensmittel, Material, Ausflüge, Sommerlager und vieles mehr finanziert.

Auf dem riesigen Territorium des zweitgrößten Bistums der Welt, das der Fläche nach größer ist als Westeuropa, koordiniert und fördert die Diözesancaritas in Novosibirsk die Entwicklung kirchlicher Sozialarbeit. Das soziale Engagement der Caritas ist vielfältig und eine Antwort auf besondere gesellschaftliche Nöte. Die meisten Projekte der Caritas haben Modellcharakter. Sie tragen dazu bei, dass in der Gesellschaft die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass bedürftige Menschen effektive Hilfe finden. In den Einrichtungen der Caritas arbeiten circa 200 Mitarbeiter sowie mehr als 100 ehrenamtliche Helfer. Die Diözesancaritas in Novosibirsk wurde 1991 durch Bischof Joseph Werth gegründet. Seit Januar 2004 wird sie durch die Diözesancaritasdirektorin Sr. Maria Elisabeth Jakubowitz geleitet. Sie ist Ordensschwester der Armen-Schwestern vom hl. Franziskus (Deutschland) und pflegt intensive Kontakte zu Spendern und europäischen Partnerorganisationen, um die Arbeit vor Ort zu fördern und fortführen zu können.

Spendenkonto der Caritas Westsibirien in Deutschland:

Sibirienhilfe der Armen-Schwestern vom hl. Franziskus e.V.
Konto 1030 101 010 | BLZ 370 601 93 | Pax Bank Aachen eG

Verena Bauwens (vb)

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