Stundengebet
Das Stundengebet ist das offizielle Gebet der katholischen Kirche (Offizium). Es besteht aus bis zu sieben einzelnen Gebetszeiten (Horen), die im Verlauf eines Tages gebetet werden. Damit kommt die Kirche der Aufforderung der Bibel „Betet ohne Unterlass!“ (1Thess 5,17) nach. Die Siebenzahl der Gebetszeiten ergibt sich aus dem Bibelwort „Siebenmal am Tag singe ich dein Lob wegen deiner gerechten Entscheide“ (Ps 119,164).
Das Stundengebet geht auf die jüdische Tradition zurück, dreimal am Tag zu beten. Diese Tradition wurde von der Urgemeinde übernommen. Im Laufe der Zeit weitete sich die Zahl und die Dauer der Gebetszeiten aus und das vollständige Stundengebet wurde nur noch von Klerikern und Mönchen gebetet. Eine für die ganze Kirche einheitliche Ordnung des Stundengebets wurde erstmals auf dem Konzil von Trient geschaffen. Diese Ordnung galt mit kleinen Änderungen bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil.
Zur Verrichtung des Stundengebets verpflichtet sind in der katholischen Kirche Priester und Ordensangehörige. Wegen seines verpflichtenden Charakters wird das Stundengebet auch Offizium genannt. Gebetet wurde das Stundengebet bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil auf Latein. Heute wird es üblicherweise in der Landessprache verrichtet. Feste Elemente aller Horen sind Eröffnung, Hymnus, Psalmen und Schlussgebet.
Die einzelnen Gebetszeiten sind:
- Die Vigil (v. lat. vigilare: wachen), auch Matutin (v. lat. matutinus: morgendlich) besteht aus Eröffnung, Gebetseinladung, Hymnus, Psalmen und Lesungen aus der Bibel und anderen geistlichen Schriften. Traditionell wird die Vigil in der Nacht oder am frühen Morgen verrichtet, was heutzutage aber nur noch bei monastischen Orden üblich ist. Im Zuge der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde an die Stelle der Vigil die Lesehore gesetzt. Die Lesehore ist im Vergleich zur Vigil kürzer und kann zu einer beliebigen Zeit des Tages verrichtet werden.
- Laudes
- Die Laudes (v. lat. laus: Lob) sind das Morgengebet im Stundengebet der katholischen Kirche. Sie bestehen aus: Eröffnung, Hymnus, Psalmen, Lesung, Benedictus, Bitten, Vater Unser und Schlussgebet. In den monastischen Orden werden die Laudes traditionell zur Zeit der Morgendämmerung gebetet und mit ihnen das Tagewerk eröffnet.
- Terz, Sext, Non
- Die sogenannten kleinen Horen werden zur dritten, sechsten und neunten Stunde des Tages gebetet; das entspricht etwa 09:00 Uhr, 12:00 Uhr und 15:00 Uhr. Oft werden diese Horen zu einer Gebetszeit zusammengefasst, die dann Tageshore genannt wird. Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil gab es noch die Prim, die zur ersten Stunde des Tages gebetet wurde.
- Vesper
- Die Vesper (v. lat. vesper: Abend) ist das Abendgebet im Stundengebet der katholischen Kirche. Sie besteht aus: Eröffnung, Hymnus, Psalmen, Lesung, Magnificat, Fürbitten, Vater Unser und Schlussgebet.
- Komplet
- Die Komplet (v. lat. ad completorium: zum Abschluss) ist das Nachtgebet, mit dem das tägliche Offizium beendet wird. Sie besteht aus: Eröffnung, Schuldbekenntnis, Hymnus, Psalmen, Lesung, Nunc dimittis, Schlussgebet und Marianischer Antiphon. In monastischen Orden ist die Komplet traditionell mit den Psalmen 4, 91 und 134 täglich gleich und wird oft in der abgedunkelten Kirche auswendig gebetet.
Daniel Tibi
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Letzte Änderung: 30. April 2012
Kommentare
2 Kommentare zu “Stundengebet”
Was sagen Sie dazu?
Sg Damen und Herren!
Heute habe ich im Radio die beiden Lesehoren gehört. Leider habe ich das kleine Büchlein dazu nicht bei der Hand.
Könnten Sie mir gütigerweise den Text der 2. Lesehore mit dem Inhalt „Es genügt, wenn Christus lebt!“ übermitteln.
Herzlichen Dank im voraus.
Gesegneten Tag und alles Liebe,
Christine Lughofer
Das Stundengebet für das Jahreskreis für Priester/Diakone suche ich. Bitte nicht das kleines stundengebet.
Vergelt’s Gott
Diakon Edmund Eze
Senioren-zentrum-Offenbach
Elisabethenstr. 51
D-63071 Offenbach am Main