2. Februar 2010

Jesuitenprovinzial entschuldigt sich auch bei möglichen Missbrauchsopfern in Hamburg und St. Blasien

Die Entschuldigung des Provinzials der deutschen Jesuiten, Stefan Dartmann, richtet sich auch an mögliche Opfer von Missbrauch in Hamburg und St. Blasien. Das betonte der Orden heute in einer Presseinformation.

Im Kontext der Klärung der Fragen, die sich dem Orden und der Öffentlichkeit wegen der Missbrauchs-Vorwürfe gegen zwei ehemalige Mitglieder des Jesuitenordens am Canisius-Kolleg in Berlin gestellt haben, hat der Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, Pater Stefan Dartmann SJ, anlässlich einer Pressekonferenz am 1. Februar 2010 umfassend über die beiden Tatverdächtigen informiert.

Insbesondere im Fall des ehemaligen Jesuitenpaters Wolfgang S. wurde aus den Unterlagen, vor allem aber aus einem Fragebogen im Zuge des Laisierungsverfahrens deutlich, dass es nicht nur in Berlin, sondern auch in Hamburg und St. Blasien zu Übergriffen gekommen war. Pater S. war nach seiner Zeit im Canisius-Kolleg (1975 bis 1979) Lehrer an der St.-Ansgar-Schule in Hamburg (1979 bis 1982) und anschließend im Kolleg in St. Blasien in Schwarzwald (1982 bis 1984)

Die Worte des Provinzials der Deutschen Provinz an die Betroffenen in Berlin sind seitens des Ordens in gleicher Weise an diejenigen gerichtet, die auch an anderen Orten zu Opfern geworden sind:

„Diese Opfer tragen belastende Erinnerungen mit sich und erheben jetzt ihre Stimme. Ich danke ihnen dafür. Ich bitte sie im Namen des Ordens um Entschuldigung für alle Missbräuche, die sie erlebt haben. Ebenso bitte ich um Entschuldigung für das, was von Verantwortlichen des Ordens damals an notwendigem und genauem Hinschauen und angemessenen Reagieren unterlassen wurde.“

Lesermeinungen

7 Kommentare zu “Jesuitenprovinzial entschuldigt sich auch bei möglichen Missbrauchsopfern in Hamburg und St. Blasien”

  1. Gerolf Schumann
    3. Februar 2010 15:29

    Für diesen Ordensmann einen Orden. Er lebt ganz im Sinne von Jesus Christus, der eng angelehnt an Markus 10.14 seine Schäflein schützt, und immer diem wahrheit liebt, wie Jesus sie geliebt hat.

    Herr Dartmann, ich danke ihnen dafür, dass Sie in Ihrer Milde und Güte, in Ihrer weltoffenheit und Ihrem humanistischen Denken auch heute noch es erlauben, dass in den Schule der Gesellschaft Jesu getzüchtigt, gedemütigt und geprügelt wird, von anderen liebevollen Bekundungen Ihrer Brüder ganz abgesehen

  2. Diefenbach Werner
    4. Februar 2010 16:07

    Sehr geeehrter Herr Pater Dartmann

    In der Angelegenheit der Mißbrauchsfälle der SJ-Patres bin ich auch sehr betrübt. Aber ich bitte Sie doch auch bei Ihren Stellungnahmen und Verurteilungen und Entschuldigungen zu berücksichtigen, daß diese Menschen eine grosse Lebensleistung für andere Menschen und die Gesellschaft erbracht haben. Wir dürfen sie nicht einordnen in die schreckliche Reihe der Sittlichkeitsverbrecher, die nichts Gutes und nur Böses tun. Wir müssen differenzieren. Ausserdem sind die Taten 30 j. zurück.,die Patres haben Ihre Fehler eingesehen, sie haben sich entschuldigt auf direkte Weise oder durch ihre Lebensleistung wie p. Ehlen. Bitte bringen Sie diese Gesichtspunkte doch auch in die Diskussion. Lassen Sie nicht zu, daß wieder nur auf der Kirche herumgehackt wird, dass wir noch die letzten unserer wertvollen Priester unsicher machen und beschädigen. Wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein………..
    Hoffentlich hat p. Mertens in dieser Sache nicht durch“brutalstmögliche Aufklärung“ überzogen…………….hoffentlich möchte er nicht durch diese Sache sich selbst in den Vordergrund spielen und sein eigenes Süppchen kochen.
    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, den Opfern Entschuldigung zu sagen, die Kirche und den Orden nicht zu beschädigen, den Tätern Verzeihung zu geben und
    sehen Sie auch die Täter differenziert und sehen sie auch die Opfer differenziert
    mfg
    Werner Diefenbach

  3. housestudentin2
    4. Februar 2010 18:22

    lieber diefenbacher werner! überlasse doch bitte die aufklärung dieser unsäglichen und durch nichts! gerechtfertigten vorfälle und auch nicht durch eine sog. lebensleistung zu relativierenden tatsachen dem herrn provinzial. eine von dir sog. brutalstmögliche aufklärung ist in anbetracht der vorfälle die einzig richtige gangart. und: solche allgemeinplätze wie „wer ohne fehler ist, werfe den ersten stein“ haben in anbetracht dieser schrecklichen causa nichts zu suchen…

  4. pralinchen
    4. Februar 2010 19:41

    @ W. Diefenbach: Das ist schon ein Hammer im Hinblick auf die Opfer von sexuellem Missbrauch von einer „differenzierten Betrachtung“ zu sprechen. Pfui Teufel !!!! In welchen Welten leben viele „Fromme“ eigentlich ?

  5. Elli
    7. Februar 2010 21:51

    „…Ausserdem sind die Taten 30 j. zurück…“ Deswegen sind sie aber nicht weniger schlimm, Herr Diefenbach! Sich entschuldigt direkt „…oder durch ihre Lebensleistung…“ Das ist ja ekelhaft! Diese Argumentation ist ja haarsträubend!

  6. 21. Februar 2010 16:22

    Wenn die Jesuiten sich nicht klar von solchen Sudeleien a la Diefenbach abgrenzen, ruinieren sie ihren Ruf vollends. Obwohl Gegner von Zensur, meine ich in diesem besonderen Fall von menschlicher Verachtung, dass es der HP „Orden online“ gut angestanden hätte, seine Ergüsse wegen Beleidigung und Verhöhnung aller Opfer nicht zu publizieren.

  7. Olyly
    21. Februar 2010 18:59

    Herr Werner Diefenbach selbst ist an Perversität kaum zu toppen. Das ist einer, der seinen geistlichen Vorbildern aus seiner Devotheit heraus garantiert auch noch die Opferlämmer zugeführt hätte!

    Doch, Herr Jacob: Diefenbachs Statement gehört in aller Öffentlichkeit. Zeigt es doch in aller Deutlichkeit, wie sehr (blinder) Glaube zu ungesunder Denkweise und Menschenverachtung führen kann.

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