12. April 2010

Kloster Ettal: Auch Abt Edelbert Hörhammer unter den Tätern?

München/Ettal – Wie man in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung lesen kann, legt der Sonderermittler Thomas Pfister heute seinen Abschlussbericht zu den Missbrauchsfällen im Kloster Ettal vor.

Auf etwa 180 Seiten schildern darin 70 ehemalige Schüler des Internats der Benediktinerabtei Ettal was sie in den 70er und 80er Jahren erleiden mussten. 15 Patres sollen danach über 100 Internatsschüler systematisch missbraucht und misshandelt haben. Die Palette reicht von sexuellem Missbrauch bis zu brutalen Schlägen und sadistischen Quälereien. U.a. soll ein Schüler gezwungen worden sein, einen lebendigen Molch zu verschlucken.

Erwähnt wird in dem Bericht auch Altabt Edelbert Hörhammer, in dessen Regierungszeit (1937–2005) die meisten Delikte fallen. Auch er soll, so berichten Schüler, nicht zimperlich gewesen sein und »als Bestrafung Kinder mit dem Kopf auf Pulte geschlagen haben.«

Eine systematische Kultur des Wegschauens hätte den Tätern ihr Treiben erleichtert, so Rechtsanwalt Pfister. Die meisten Straftaten sind heute verjährt, gegen drei Mönche nahm die Staatsanwaltschaft München II Ermittlungen auf. Pfister betonte aber auch, dass sich die Situation in Ettal seit dem Austausch der Internatsleitung 1990 deutlich gebessert hätten. Auch Abt Barnabas Bögle und Schulleiter Maurus Kraß, die wegen der Missbrauchsfälle zurückgetreten waren, bescheinigte er den Willen zur Aufklärung.

Ob der Bericht, der die Namen der Opfer anonymisiert, die der Täter aber nennt, veröffentlicht wird, ist nicht bekannt. Von seiner Seite aus stünde dem nichts entgegen, so Pfister gegenüber der Süddeutschen. »Es muss unbedingt allen klar werden, dass nicht die betroffenen Schüler die Nestbeschmutzer sind, sondern die Patres, die sich an den Kindern vergangen haben«.

Lesermeinungen

9 Kommentare zu “Kloster Ettal: Auch Abt Edelbert Hörhammer unter den Tätern?”

  1. 12. April 2010 16:22

    am dienstag will sich die abtei äussern. da bin ich mal gespannt. um eine veröffentlichung des berichtes werden sie nicht herumkommen…

  2. Elli
    12. April 2010 17:07

    „…Altabt…, in dessen Regierungszeit…“

    Dass Äbte ‚regieren‘ ist so weit weg vom heutigen Lebensgefühl.

    Mehr sag ich nicht dazu.

  3. Br._Tuck
    12. April 2010 20:28

    Hallo Elli und hoeusestudentin;
    Na, ist der Geifer wieder mal am schäumen?
    Gruß und Küßchen, Euer Brüderchen Tuck

  4. Elli
    12. April 2010 20:43

    @Br._Tuck

    Man darf ja nicht lügen, Tucki. Sonst würde ich sagen, dass ich dich zwischenzeitlich vermisste.

  5. 13. April 2010 07:33

    @tuck. ein küsschen von dir hab ich schon früher mal dankend abgelehnt. zur sache fällt dir immer noch nichts ein…

  6. 13. April 2010 13:28
  7. bert schürmann
    18. Oktober 2010 18:37

    ich glaube die kirche ist sich überhaubt nicht bewusst wie sie zur zeit in der bevölkerun dasteht. einem gescheiten jungen menschen der nicht durch sein elternhaus geprägt ist kann man hier nichts mehr näher bringen. eine diskussion ist fast unmöglich ist doch dieses thema so naheligend. die orden müssen hier unbedingt reagieren um weiteren schaden abzuwenden. was passiert wenn jemand in der familie oder am arbeitsplatz so unmenschlich handelt und auch noch einen so hohen moralischen anspruch vor sich herträgt?

  8. Dobernudler
    11. Februar 2013 20:15

    Das Fragezeichen könnte man getrost streichen.

  9. bert schürmann
    13. Februar 2013 02:09

    consentio.

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