Niederaltaich
Abtei Niederaltaich (Abtei zum heiligen Mauritius und seinen Gefährten), Benediktinerabtei in Niederalteich, Lkr. Deggendorf, Niederbayern (Diözese Passau).
Im Kloster Niederaltaich leben entsprechend der ökumenischen Zielsetzung des Klosters benediktinische und byzantinische Mönche zusammen. Die Gottesdienste werden in der Basilika im römischen und in der byzantinischen St. Nikolauskirche im byzantinischen Ritus gefeiert.
Gegründet 731 vom Bayernherzog Odilo und 741 mit Mönchen aus dem Bodenseekloster Reichenau besiedelt, leistete das Kloster in den folgenden Jahrhunderten bedeutende Kultivierungsarbeit in der Region des Bayer- und Böhmerwaldes und wurde zu einem Hauptstützpunkt der deutschen und christlichen Kultur in der Ostmark. Unter Karl dem Großen und Ludwig dem Deutschen reichte der Abteibesitz bis in die Wachau. 857 erhielt das Kloster die Reichsunmittelbarkeit, die es aber 1152 wieder an das Bistum Bamberg verlor.
In den folgenden Jahrhunderten erlebte die Abtei eine wechselvolle Geschichte mit Höhepunkten, aber auch mit Kriegszeiten, Feuersbrünsten und verheerenden Überschwemmungen der Donau, bis es 1803 als eines der mächtigsten Klöster im süddeutschen Raum säkularisiert wurde. Ein durch einen Blitzschlag ausgelöster Kirchenbrand zerstörte 1813 große Teile der unter Abt Joscio Hamberger (1700–1739) erbauten barocken Klosteranlage.
Am 24. September 1918 von der Abtei Metten mit Genehmigung König Ludwigs III. und mit Hilfe des Vermächtnisses von Professor Franz Xaver Knabenbauer (†1908) wiederbesiedelt, wurde das Kloster am 10. Dezember 1918 durch Papst Benedikt XV. wiedererrichtet und stetig ausgebaut. 1932 erhielt die Klosterkirche den Ehrentitel einer Basilica minor. 1949 wurde das Priorat unter Abt Emmanuel Heufelder wieder selbständige Abtei. Die verbliebenen Teile der barocken Klosteranlage wurden 1953/1954 durch einen Neubau wieder verbunden und nach und nach renoviert (heute Tagungs- und Gästehaus St. Pirmin).
Mit der Abtei vereinigt ist das Priorat vom heiligsten Herzen Jesu in Innsbruck (→Kinderfreundbenediktiner), das von Pater Edmund Hager (†1906) in Martinsbühel gegründet, 1958 endgültig nach Niederaltaich übertragen wurde. Seit 1958 besteht eine eigene Dekanie der Mönche des byzantinischen Ritus. Patron der byzantinischen Abteikirche und zweiter Patron der Abtei ist der hl. Nikolaus von Myra.
In Niederaltaich leben ca. 30 Benediktinermönche. Abt ist seit 2001 Marianus Bieber (* 1958). Hauptaufgaben sind neben Gebet und Gottesdienst die Ökumene, die Bildungsarbeit im Tagungs- und Gästehaus St. Pirmin, die Seelsorge (Betreuung der Pfarrei Niederalteich) sowie die Erziehungsarbeit in der Schule. Diesen Aufgaben dienen u. a. das 1962/65 errichtete Ökumenische Institut und das 1971/73 erbaute, 2006/2007 erweiterte und renovierte musische Gymnasium St. Gotthard mit neusprachlichem Zweig.
Literatur
Georg Stadtmüller: Geschichte der Abtei Niederaltaich 741–1971. – Augsburg : Kommissionsverlag Winfried-Werk (Nachdruck unter dem Titel Geschichte der Abtei Niederaltaich 731–1986, Grafenau 1986, unter Mitarbeit von Bonifaz Pfister)
Adresse
Abtei Niederaltaich
Mauritiushof 1
94557 Niederalteich
Tel.: +49 (0) 9901/208-0
Fax: +49 (0) 9901/208-141
Web: www.abtei-niederaltaich.de
Niederaltaich bietet interessierten Männern zwei- bis dreimal im Jahr die Möglichkeit während eines zweiwöchigen Aufenthalts mit den Mönchen zu leben, zu beten und arbeiten. Zum Programm gehören Gottesdienste, geistliche Vorträge, Meditationsübungen sowie Zeiten des Alleinseins mit sich selbst. Ziel der Teilnahme ist es, zu einer ernsthaften und kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensinhalt zu kommen. Die Kursteilnehmer nehmen am Chorgebet und den gemeinsamen Mahlzeiten der Mönche teil und tragen dabei einen schwarzen Chormantel. Daneben besteht auch reichlich Gelegenheit zu ausgedehnten Spaziergängen.
Absolventen des zweiwöchigen Einführungskurses wird jährlich mehrmals eine »Woche der Wiederkehr« angeboten.
Anfragen können schriftlich an das Ökumenische Institut der Abtei Niederaltaich in 94557 Niederaltaich gerichtet werden.
Einzelgästen und Gruppen bis zu 90 Personen, die zur Ruhe kommen, an den Gottesdiensten oder an Veranstaltungen teilnehmen möchten, steht das Gäste- und Tagungshaus St. Pirmin offen.
Letzte Änderung: 4. September 2009
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