Opasek, Anastaz


Anastáz Opasek OSB (* 20. April 1913 Wien; † 24. Aug. 1999 Rohr), Benediktiner und 60. Abt (1. Erzabt) der Benediktinerabtei Břevnov (Breunau) in Prag.

Der während der sozialistischen Ära in der Tschechoslowakei politisch verfolgte Opasek galt als moralische Institution Tschechiens. Er machte sich besonders um die Aussöhnung von Deutschen und Tschechen verdient.

Tomas-Garrigue-Masaryk-Orden 2. Klasse (1991).

Opasek entschied sich gleich nach dem Abitur für den Priesterberuf und trat 1932 in die Abtei BÅ™evnov ein. Nach dem Theologiestudium in Prag und Rom (Sant’Anselmo) wurde er im Juli 1938 geweiht und im selben Jahr in Rom zum Doktor der Theologie promoviert. 1939 in sein Kloster zurückgekehrt, wurde er trotz seines jugendlichen Alters zum Prior ernannt. Während des Zweiten Weltkriegs half die Klostergemeinschaft vom Nazi-Regime Verfolgten und deren Familien.

1947 zum Abt gewählt, verwaltete Opasek die Abtei bis er 1949 von den Kommunisten verhaftet und im folgenden Jahr gemeinsam mit anderen führenden Vertretern der tschechischen Kirche in einem Schauprozess wegen »Hochverrats und Spionage« zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. 1960 wurde er auf Bewährung freigelassen, hatte aber Berufsverbot. Er arbeitete seitdem als Maurer und Lagerarbeiter. Während des Prager Frühlings 1968 konnte er für kurze Zeit in sein Kloster zurückkehren. Nach der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings ging Opasek 1969 ins Exil nach Deutschland und lebte seitdem in der Benediktinerabtei Rohr in Niederbayern. Dort gründete er 1972 gemeinsam mit Vladimír Neuwirth die katholisch orientierte Exilvereinigung Opus bonum, die neben ihrer Herausgebertätigkeit regelmäßig Seminare und Treffen exilierter Tschechen organisierte und sich um die tschechisch-deutsche Aussöhnung bemühte. 1977 initiierte Opasek eine Erklärung des Opus bonum, mit der er die Charta 77 unterstützte.

Nach der politischen Wende kehrte Opasek im Mai 1990 in seine Heimat zurück. Als Abt beteiligte er sich am Wiederaufbau des Klosters und der Wiederbelebung der Mönchskommunität in Břevnov. Mit der Unterstützung der ausländischen Benediktiner und der staatlichen Behörden wurde die Bausubstanz des Klosters saniert. Die Abtei wurde 1993 anläßlich ihres 1000-jährigen Bestehens vom Papst zur Erzabtei erhoben und Opasek damit zum Erzabt. 1995 war Opasek einer der Signatare der Petition Versöhnung 95.

Opasek starb 1999 während eines Besuchs im Kloster Rohr und wurde am 3. September im Beisein des tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel auf dem Klosterfriedhof in Břevnov beigesetzt.

In den 90er Jahren erschienen in Tschechien einige Gedichtsammlungen von Anastaz Opasek, die auch ins Deutsche übersetzt wurden, sowie seine Memoiren.

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Gerd Gessinger

Letzte Änderung: 16. Oktober 2008 

Kommentare

2 Kommentare zu “Opasek, Anastaz”

  1. Friedrich Werner
    25. Juni 2011 01:21

    Ein heiligmäßig-leidendes, kreatives (dichterisches) Leben, in dem sich symbolisch die Tragik des 20. Jahrhundert widerspiegelt. In Wien vor dem Ersten Weltkrieg geboren, als junger Ordensmann, Prior und Abt durch das gfährdete Protektorat in die gottlose Zeit des kirchenfeindlichen Kommunismus führend, zu lebenslanger Haft verrteilt, nach 10 Jahren zur Schwerarbeit „begnadigt“ und mit schwer angeschlagener Gesundheit nach Rohr zu seinen vertriebenen Mitbrüder nach Rohr in Niederbayern emigriert, als die Sowjetunion einen menschlicheren Sozialismus gewaltsam unterdrüchte. In der freien CSR und cz Republik nach 1000 Jahren Brevnov der 1. Erzabt/1993. Als todkranker Besucher in Niederbayern gestorben. AVE!

  2. Willy Reiter
    22. Dezember 2015 17:57

    als Novize durfte ich 1975 in seinem „Abt“-zimmer im 1. Stock des Rohrer Klosters die berühmte Schallplatte von Simon & Garfunkel auf Casette aufnehmen – Abt Anastaz saß am Schreibtisch und rauchte und ich saß am Boden und wir hörten zusammen die tollen Lieder der beiden …
    Anastaz Opasek war für mich ein guter Mensch, authentisch und zwischen den Rauchwolken auch ziemlich humorvoll …

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