Ricci, Matteo


Matteo Ricci SJ, in China bekannt als Li Madou, (* 6. Okt. 1552 Macerata; † 11. Mai 1610 Peking), italienischer Jesuit und Chinamissionar; Gründer der modernen China-Mission; Kandidat für die Seligsprechung.

Leben

Chinamissionar Matteo Ricci Portrait

Matteo Ricci SJ, gemalt 1610 in China von Emmanuel Pereira SJ (d.i. Yu Wen-hui); Generalat der Gesellschaft Jesu, Rom

Der 1552 im italienischen Macerat als Sohn vornehmer Eltern geborene Matteo Ricci war 1571 in den Jesuitenorden eingetreten und hatte sich als Mathematiker und Astronom einen Namen gemacht. Seine besondere Begabung war ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ricci konnte 400 nicht in einem logischen Zusammenhang stehende Schriftzeichen vorwärts und rückwärts wiederholen, nachdem er sie nur einmal gelesen hatte. Er verfasste Abhandlungen über die Gedächtniskunst, die Freundschaft und den wahren Herrn des Himmels, fertigte eine Weltkarte an und Uhren, die eine genaue Zeit anzeigten.

1583 reiste Matteo Ricci nach Macao, lernte die Landessprache und studierte Sitten, Gebräuche und Literatur der Chinesen. Er nahm einen chinesischen Namen, Li Madou, an und kleidete sich wie ein Gelehrter des Landes, um sich so weit wie möglich anzupassen und den Eindruck zu vermeiden, das Christentum sei ein europäischer Import.

Zusammen mit seinem Mitbruder Michele Ruggieri gelang es Ricci erstmals, eine christliche Niederlassung im Inneren des von der Außenwelt abgeschotteten chinesischen Reiches zu gründen. Zwölf Jahre verbrachte er in der Verwaltungsstadt Zhaoqing im Südwesten Chinas. 1585 baute er dort eine Kirche und verfertigte die erste Version seiner Weltkarte. Aus Zhaoqing ausgewiesen gründete Ricci, seit 1597 Oberer der chinesischen Mission, weitere, immer weiter nördlich gelegene Missionsstationen: Shaozhou (1589), Nanchang (1595) und Nanking (1599).

Da der Kaiserhof in Peking zunächst für ihn unerreichbar war, wollte er die in China sehr angesehenen konfuzianischen Gelehrten für sich gewinnen. 1601 konnte er schließlich in der Hauptstadt Peking Fuß fassen. Selbstgefertigte Uhren, die er dem Kaiser zum Geschenk gemacht hatte, hatten ihm die Tore geöffnet.

In den folgenden neun Jahren war Ricci als bedeutender Wissenschaftler und Gelehrter im Dienst des Kaisers tätig, besonders auf dem Gebiet der mathematischen Erdkunde, Kosmographie, Astronomie und Kartographie. Er starb am 11. Mai 1610 in Peking.

1984 wurde ein Seligsprechungsverfahren für Ricci eingeleitet, der schließlich zum verehrungswürdigen Diener Gottes erklärt wurde.

Bedeutung

Matteo Ricci, vor einem Schreibtisch stehend

Matteo Ricci

Matteo Ricci begründete die China-Mission der katholischen Kirche und wurde somit einer der bedeutendsten Vermittler von Ideen der europäischen Renaissance in China. Gleichzeitig vermittelte er in Europa zum ersten Mal in der Geschichte systematische Kenntnisse über Gesellschaft, Geschichte und Kultur der Chinesen in der späten Ming-Zeit.

Ricci und seine Nachfolger übersetzten zahlreiche wissenschaftliche und religiöse Werke ins Chinesische, verfassten eigene Werke in chinesischer Sprache und übersetzten umgekehrt konfuzianische Klassiker ins Lateinische. Sie unterrichteten Mathematik, Astronomie und andere westliche Wissenschaften. Die neue westliche Wissenschaft sollte zu dem Ort werden, an dem sich die antike chinesische Kultur mit den europäischen christlichen Fremden treffen konnte und es somit auch dem Christentum ermöglicht werden konnte, auf diesem Weg in China Fuß zu fassen. Diese Art der Mission ist unter dem Begriff Akkommodationsmethode (Anpassungsmethode) bekannt, als deren Begründer Matteo Ricci gilt.

Durch ihren ausgezeichneten Ruf als Astronomen, Kartographen, Mathematiker, Künstler und Techniker konnten Riccis Nachfolger, darunter der Kölner Adam Schall von Bell (1592–1666) und der Belgier Ferdinand Verbiest (1623–1688), schließlich das Vertrauen des Kaisers gewinnen und ihn 1692 dazu bewegen, das Christentum als Religion in China offiziell anzuerkennen.

Riccis umfangreicher Bericht über die China-Mission (Della Entrata della Compagnia di Giesu e Chirstianita nella Cin), den er zwischen 1609 und 1610 in Peking auf Italienisch verfasst hatte, wurde von seinem Ordensbruder Nicolas Trigault frei ins Lateinische übersetzt und 1615 in Augsburg veröffentlicht (De Christiana Expeditione apud Sinas Suscepta ab Societate Jesu).

Literatur

Johann Hoffmann-Herreros: Matteo Ricci. Den Chinesen Chinese sein – ein Missionar sucht neue Wege. – Mainz: Topos, 1990
Rita Haub; Paul Oberholzer: Matteo Ricci und der Kaiser von China: Jesuitenmission im Reich der Mitte. – Würzburg: Echter, März 2010

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Letzte Änderung: 30. April 2012 

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