Rua, Michele


Michele Rua SDB (* 9. Juni 1837 Turin; † 6. April 1910 ebd.), engster Mitarbeiter Don Boscos und dessen erster Nachfolger als Generaloberer der Salesianer Don Boscos.

Leben

Fotografie Michele Rua

Don Michele Rua SDB

Michele Rua stammt aus einer Arbeiterfamilie nördlich von Turin. 1858 machte er als achtjähriger Halbwaise die Bekanntschaft des Jugendapostels Don Giovanni Bosco (1815–1888). Am 22. September 1852, er war gerade 15 Jahre alt, trat er bei Don Bosco in das Oratorium ein. Am 18. Dezember 1859 war er bei der Gründung der „Kongregation der Salesianer“ dabei und wurde zu deren „Geistlichem Leiter“ gewählt. 1860 empfing er die Priesterweihe. Von da an bis zum Tod Giovanni Boscos lebte er 28 Jahre im Hintergrund, bis er 1888 Don Boscos Nachfolge als Generaloberer antrat. Michele Rua wurde 1972 durch Papst Paul VI. seliggesprochen.

Früher verschiedentlich als »der Mann im Schatten Don Boscos« bezeichnet, setzte Don Rua im Laufe seiner 22-jährigen Amtszeit doch sehr wichtige eigene Akzente. Unter seiner Leitung entwickelten sich die Kongregationen der Salesianer Don Boscos und der Don-Bosco-Schwestern zu weltweiten Gemeinschaften. Im Todesjahr Don Boscos (1888) gab es insgesamt 773 Salesianer und 415 Don-Bosco-Schwestern in wenigen Ländern Süd- und Westeuropas sowie Südamerikas. Bis zum Tode Don Ruas (1910) stieg die Zahl auf 4.001 Salesianer und 2.716 Don-Bosco-Schwestern in Europa, Amerika, Asien und Afrika.

Don Ruas Bedeutung für die deutschsprachigen Salesianer Don Boscos

Für die Geschichte der deutschsprachigen Salesianer wurde Rua in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. 1895 ließ er die Ordenszeitschrift Bollettino Salesiano in deutscher Sprache herausgeben (»Salesianische Nachrichten«). Zwei Jahre später gründete er in der Nähe Turins eine Schule für deutschsprachige Spätberufene, aus der später die erste Generation der deutschen Salesianer hervorging. Im selben Jahr 1897 kam es zur Gründung einer Ordensniederlassung im schweizerischen Muri (Kanton Aargau), die jedoch nur bis 1904 Bestand hatte. 1904 übernahmen die Salesianer im lothringischen Sierck (ab 1905 in Diedenhofen/Thionville) die Seelsorge für die dortigen italienischen Arbeitsmigranten. Dieses erste Salesianerhaus im Deutschen Reiche existierte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.

Zahlreiche Reisen führten Michele Rua in die europäischen, nordafrikanischen und vorderasiatischen Länder, in denen der Orden seine Tätigkeit aufgenommen hatte bzw. aus denen Anfragen um die Entsendung von Salesianern bei ihm eingegangen waren. Im Zuge dieser Reisen gelangte Don Rua auch nach Wien, wo der Orden ab 1903 wirkte, und nach Köln. Ende 1916, sechs Jahre nach Don Ruas Tod, wurde in Würzburg die erste Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Deutschland gegründet.

Literatur

  • Leo Schlegel: Der Diener Gottes Don Michael Rua, 1837–1910: Kurze Lebensskizze, 1935
  • Angelus Amadei: Don Michael Rua: 1837–1910: ein zweiter Don Bosco, 1936
  • BBKL XX (2002) 1233–1236 (Norbert Wolff SDB)

Letzte Änderung: 22. Februar 2010 

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