Droste-Vischering, Maria


Maria Gräfin Droste zu Vischering RGS (* 8. Sep. 1863 Münster; † 8. Juni 1899 Porto), westfälische Adlige, Ordensfrau vom Guten Hirten, Mystikerin und Selige; Verehrerin des Herzens Jesu.

* 8. Sep. 1863 (Münster); † 8. Juni 1899 (Porto); V.: Erbdrost Clemens Graf Droste zu Vischering; M.: Helene Gräfin von Galen; Vest.: 10. Januar 1889; Prof.: 29. Januar 1891.

Maria Droste zu Vischering

Maria Droste zu Vischering

Geboren als Kinder einer angesehenen westfälischen Adelsfamilie im Erbdrostenhof zu Münster, wuchsen Maria Droste zu Vischering und ihr Zwillingsbruder Max auf dem Wasserschloss Darfeld im Kreis Coesfeld auf. Nach Internatsjahren im Studienkolleg der Sacré-Coeur-Schwestern in Riedenburg am Bodensee (1879–1881) und sieben Jahren auf Schloss Darfeld trat Maria 1888 in das Kloster der Schwestern vom Guten Hirten in Münster-Mauritz ein und erhielt den Ordensnamen »Schwester Maria vom Göttlichen Herzen«. Im Mädchenheim des Klosters, in dem sich die Schwestern vom Guten Hirten um die in Armut und Prostitution gedrängten Mädchen und jungen Frauen kümmerten, lernte Sr. Maria die Schattenseiten der rasanten Industrialisierung kennen. Nach Noviziat und ewiger Profess 1891 übernahm sie selbst die Leitung einer Klasse (Herz-Marien-Klasse) von 97 jungen Mädchen.

Oberin in Portugal

Im Januar 1894 als Assistentin der Provinzoberin in Portugal, Anna von Schorlemer, ebenfalls eine westfälische Adlige, nach Lissabon gesandt, wurde Sr. Maria, nachdem die dortige (2.) Oberin einen Zusammenbruch erlitten hatte, im Mai d.J. zur (3.) Oberin des erst 1881 gegründeten Klosters vom Guten Hirten in Porto ernannt, das wegen der langjährigen Krankheit der ersten Oberin, drückender finanzieller Probleme und fehlender Ordensdisziplin am Rand des Ruins stand. Die dort lebenden über 100 meist auf der Straße aufgelesenen Mädchen und Frauen waren weitgehend sich selbst überlassen.

Schnell führten die Maßnahmen der tatkräftigen neuen Oberin zur Wiederherstellung der klösterlichen Ordnung, auch das Haus wurde renoviert und eine Klausur eingerichtet, was eigentlich in Portugal nicht erlaubt war. Mit großer Energie kümmerte sich Sr. Maria um die Mädchen, suchte nach Pflegefamilien und Ausbildungsstellen, rückte Bürokraten und Amtsstubenleitern auf die Pelle, schrieb Bittbriefe an Fabrikbesitzer und redete Priestern und Bischöfen ins Gewissen; darüberhinaus nahm sie sich aber auch der seelischen Verletzungen ihrer Schützlinge an.

Im Herbst 1895 lernte Maria den Seckauer Benediktinerabt Ildefons Schober OSB kennen, der sich auf einer Visitationsreise in Portugal befand, und lud ihn in ihr Kloster ein, um dort Exerzitien zu halten. Schober, mit dem Maria ein gemeinsames Ziel, die Reformierung der Klosterkonvente, verband, wurde ihr Freund und geistlicher Begleiter. Zwischen beiden entwickelte sich ein reger Briefverkehr, der wichtige Einblicke ins Marias religiöses Leben erlaubt.

Krankheit und Herz-Jesu-Weihe

Nachdem die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters geklärt waren – Marias Vater hatte es gekauft und die Schulden getilgt –, erlitt die gesundheitlich angeschlagene Maria einen Zusammenbruch. Nachdem sie im Februar noch eine Reise nach Frankreich (Angers) und Deutschland unternommen hatte, fesselte sie eine schwere Rückenmarkserkrankung seit Mai 1896 ans Bett.

Die mystisch begabte Ordensfrau hatte mehrere Visionen, intensive Christusbegegnungen, die erste noch vor ihrem Ordenseintritt in der Schlosskapelle in Darfeld. Auf ihrem Krankenlager mehrten sich die Christusvisionen, von denen sie ihrer Umgebung nur wenig erzählte. Ihre Mutter fürchtete, ihre Tochter sei psychisch krank oder flüchte sich in religiöse Phantasien. In Porto dagegen verbreitete sich der Ruf, die schwerkranke Oberin vom Guten Hirten sei eine Heilige. In den Kirchen wird um ihre Genesung gebetet. 1897 hatte sie zwei Visionen, die sie als Auftrag begreift, an den Papst zu schreiben, dass dieser die ganze Welt dem Herzen Jesu weihen solle. Der Brief wurde am 10. Juli abgeschickt.

Leo XIII., der sich schon länger mit dem Gedanken beschäftigte, das Jubiläumsjahr 1900 mit einer Weltweihe zu eröffnen, leitete den Brief an die Ritenkongregation weiter, allerdings mit dem Hinweis, ihn nicht zu beachten, da die Weltweihe nicht aufgrund einer Privatoffenbarung, sondern nur in Übereinstimmung mit Lehre und Tradition der Kirche geschehen könne. Nach positivem Bescheid der Kongregation veröffentlichte er am 25. Mai 1899 die Enzyklika „Annum sacrum“, in der er den 11. Juni als Tag der Weltweihe festlegte. Wenige Tage zuvor hatte er die Eltern Marias in Privataudienz empfangen. Maria erfuhr zwar noch von der Weltweihe, erlebte den Herz-Jesu-Tag aber nicht mehr. Sie starb am 8. Juni 1899 im Alter von 35 Jahren an Knochentuberkulose.

Seligsprechung

Am 1. November 1975 sprach Papst Paul VI. Maria von Droste-Vischering in Rom selig. Ihr Gedenktag ist der 8. Juni. Ihre letzte Ruhestätte befindet sich in der neuen Kirche des Klosters vom Guten Hirten in Ermesinde bei Porto.

Literatur

Max Bierbaum: Maria Droste zu Vischering, Herder 1966

Letzte Änderung: 22. Juli 2009 

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