Henckel von Donnersmarck, Augustinus
Augustinus Graf Henckel von Donnersmarck OPraem (* 29. Juni 1935 Naklo, Kr. Tarnowitz; †19. Aug. 2005 Duisburg), Prämonstratenser-Chorherr, Wirtschaftsethiker und Unternehmensberater; Ehren-Domherr des Metropolitankapitels an der Hohen Domkirche zu Köln (1994).
Heinrich (Maria Karl Edwin Jakob Peter-Paul Lazarus) Graf Henckel von Donnersmarck wurde 1935 in Naklo, Oberschlesien, als Sohn einer schlesischen Großindustriellenfamilie geboren. Er trat 1953 mit dem Ordensnamen »Augustinus« in Rot an der Rot in den Prämonstratenserorden ein und studierte Katholische Theologie an verschiedenen Ordensschulen und der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.
1959 gehörte er zu den Mitbegründern des Prämonstratenserklosters St. Johann in Duisburg-Hamborn, wo er nach der Priesterweihe 1961 (durch Eugène Kardinal Tisserant) als Stiftskämmerer, Seelsorger und Gymnasiallehrer tätig war. Von 1970 bis 1975 war er geistiger Rektor und Dozent an der Diözesanakademie des Bistums Essen und leitete von 1976 bis 1986 die Katholische Arbeitsstelle Rhein-Ruhr.
Von 1975 bis 1998 war Henckel von Donnersmarck Domprediger am Essener Münster. 1967 wurde er Mitglied des Ritterordens vom hl. Grab.
1985 übernahm er hauptberuflich als Beauftragter der katholischen Bischöfe bei Landtag und Landesregierung von Nordrhein-Westfalen die Leitung des Katholischen Büros in Düsseldorf (bis 2000).
1996 gründete er ebenfalls in Düsseldorf die Unternehmensberatung Unicorn Consultants GmbH und war dort – treuhänderisch für seinen Orden – als geschäftsführender Gesellschafter tätig.
In Wirtschaftskreisen galt Henckel von Donnersmarck als renommierter Berater für Wirtschaftsethik, Organisation und Führungskultur. Er war Berater von Konzernen wie BMW und Dresdner Bank sowie der Deutschen Bundesbank.
Neben vielen anderen Tätigkeiten war er unter anderem Mitwirkender im Berliner Initiativkreis German Code of Corporate Governance, der sich die Entwicklung eines praktisch anwendbaren und ganzheitlichen Kodex’ für die Überwachung und Leitung von Unternehmen zum Ziel gesetzt hat.
Weblinks
Scribo, GFDL
Letzte Änderung: 9. Januar 2010
Kommentare
7 Kommentare zu “Henckel von Donnersmarck, Augustinus”
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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich kannte diesen großartigen Menschen und Priester, Heinrich Graf Henckel von Donnersmarck, persönlich. Beim Jubiläum, 800 Jahre Kloster „Allerheiligen“ im schönen Schwarzwald, hielt er die Festrede. Das war beeindruckend. Schade, dass dieser überragende Mann nicht mehr lebt.
Vielen Dank für die Würdigung.
Mit freundlichen Grüßen
H.J.Müller
[…] von denen ich berichten werde, sind Hans-Jörg Bullinger, Hans Strack-Zimmermann, Augustinus Henckel von Donnersmark, Klaus-Jürgen Grün, Rupert Lay und Simon Grand. Und vielleicht werden es noch […]
[…] In dieser Reihe Beitrag berichte ich von Rednern, die mich in ihren Vorträgen sehr beeindruckt haben. Diesmal erzähle ich von meiner Begegnung mit Augustinus Heinrich Graf Henckel von Donnersmarck. […]
Ich hatte Augustinus erst sehr spät kennengelernt und seinen Namen dann leider nicht mehr bewußt wahrgenommen; erst jetzt ersehe ich diesem Nachruf, daß mein Zusammentreffen wenige Monate vor seinem bedauerlichen frühen Tode war. Die Veranstaltung war schlecht vorbereitet; es waren nur 40 Zuhören im Saal; aber der Raum war geschichtsträchtig und angemessen. Als der Redner den Raum betrat, langsamen Schrittes, die Zuhörer ansehend, aber der Blick doch nach irgendwo gerichtet, wurde mir klar, daß der Vortrag ein Erlebnis werden könnte. Augustinus Henckel von Donnersmarck sollte über „Medizinethik heute in Deutschland“ sprechen; ein schwieriges Thema, um Geschichte ud Zukuinft zu verbinden. Sein Vortrag, ohne jegliches Manuskript, war nicht nur abgewogen sondern beleuchtete neben der Ausgangslage insbesondere die Zukunft, die er -als Kirchenmann, Diplomat und Wirtschaftsethiker- detailgenau von Gentherapie bis PID kannte und fachrichtig zitierte. Er versuchte, jegliche modernistische Sicht, Technikfeindlichkeit, aber auch einen „deutschen Sonderweg“ in der medizinischen Ethik so darzustellen und zu beleuchten, daß die Zukunft nicht an der Vergangenheit gemessen sondern an den Chancen und zugleich den Risiken der Teilhabe aller Menschen in sozialer Verantwortung bemessen werden müsse. Augustinus vermied zwar Thesen, Forderungen und Ratschläge, seine Wortwahl nebst der Betonung war aber so ausgewogen und sein angesprochener Stoff so detailreich, daß mir klar wurde: hier spricht ein Mensch, der in jeder Beziehung über „den Dingen“ steht. Tagespolitik hatte in seinem Referat keinen Platz; der Begriff Globalisierung kan nicht vor, aber der Vortrag war gespickt mit Argumenten der Einen Welt, der Menschlichkeit und der Rücksichtnahme vor der Verwirklichung des Andersdenkenden.
Dennoch war der Stehende Applaus kurz; ich hörte sogar die Kritik, der Redner habe eigentlich gar nichts gesagt, aber wie er es gesagt habe, das sei unerreicht gewesen.
Ich bin dann auf Ihn zugegangen und habe Augustinus gedankt; ich möge mich doch vorstellen. Dann war ich „baff“; er kenne mich und gratuliere mir zu verschiedenen durchgesetzten Initiativen von Kerntechnischen Anlagen bis zur Medizin; er wünschte mir „weiter so“. Ich werde Augustinus in meinem Kopf bewahren; die Motivation eines großen Menschen bestand aus einer Stunde und 3 Minuten; im Nachhinein mein ehrlicher Dank. Claus Schroeter..
Pater Augustinus war mein Schulkamerad, in der Volkschule Tarnowitz (Markgrafenschule), war Gast, an meinem 10.Geburtstag, 1944.Schon damals hatten wir den Eindruck, Heinrich werde mal zu einer Grösse heranreifen, als Ausnahmeerscheinung.Wir verloren uns, auf der Flucht, vo der Roten Armee.RIP.
Herr Augustinus war Gastredner für ein ausgewähltes Publikum des Hauses, für das ich tätig war. Sein Thema war sinngemäß „Führen und verantworten“, die Wahl des Ortes fiel auf die Orangerie in Sigmaringen. Zu Sigmaringen hatte er eine besondere Beziehung, als Seelsorger bei der Trauung des Sposses des Hauses Sigmaringen wie auch bei der Trauerfeier der Hausherrin.
Bei unserer Vorbesprechung in Düsseldorf bekam ich einen ersten Eindruck dessen, was uns erwartete.
Zum Vortrag erschien er leicht verspätet, was er elegant überging. Was dann folgte, war eine wirklichkeitsnahe Darstellung dessen, was in Führungsetagen täglich abläuft, und er ging damit so ins Gericht, dass sich auf vielen Gesichtern so etwas wie Schuldbewusstsein abzeichnete.
Für mich war die Begegnung mit ihm beeindruckend, war sein Vortrag Anleitung und Hilfe und ist die menschliche Wärme, mit der er völlig fremden Menschen begegnete, beispielhaft.
Peter Weiland-Dubois
Ich hatte die Gnade, daß er mein Exerzitienvater in der Oberprima auf dem Collegium Augustinianum Gaesdonck war. Wir haben unser ganzes Arbeiten als Theologen dem Dialog zwischen Kirche und Wirtschaft gewidmet. Er war mein Vorbild als Wirtschaftsethiker , wenn es darum ging die Kirche in der Welt glaubhaft zu präsentieren. Unsere Freundschaft machte es möglich, Alfred Herrhausen persönlich kennenzulernen, was mich sehr geprägt hat. Augustinus war ab dem Jahre 2000 Mitglied des Aufsichtsrates meines Unternehmens Societaet CHORVS AG, durch das wir bis zu seinem Tode auch Beraterlollegen waren. Sein Zeugnis des Glaubens und seine Liebe zur Kirche und seine große Menschlichkeit und Wärme haben mich unendlich bereichert und gewiß mich nicht allein. Ich vermisse ihn sehr.