Bilgri, Anselm


Anselm Bilgri (* 4. Nov. 1953 Unterhaching) war Cellerar der Abtei St. Bonifaz in München und Prior des Benediktinerklosters Andechs. Er ist heute Unternehmensberater in München.

* 4. Nov. 1953 (Unterhaching); Vest.: 1975; Sac.: Juni 1980 (Freising, Ebf. Kard. Josef Ratzinger; Aufgaben: 1986–2004 Cellerar, 1994–2004 Prior.

Bilgri wurde 1953 in Unterhaching bei München als Sohn eines Gastwirts geboren. Nach dem Abitur in München 1973 sollte er nach dem Wunsch seiner Eltern ebenfalls eine Laufbahn im Gastgewerbe einschlagen, trat stattdessen aber 1975 in die Abtei St. Bonifaz in München und Andechs ein. Er studierte Philosophie und Theologie in München, Rom und Passau, wurde 1980 zum Priester geweiht und war dann bis 1985 Kaplan und Jugendseelsorger in Sankt Bonifaz.

Von 1986 bis 2004 war er Cellerar, d.h. wirtschaftlicher Leiter, der Abtei und seit 1994 auch Prior (Klostervorsteher) und Wallfahrtsdirektor (seit 1993) des abhängigen Priorates Andechs. Von 1988 bis 1991 war er außerdem Pfarrer der vom Kloster Andechs betreuten Pfarrei St. Johannes Baptist in Machtlfing, einem Ortsteil von Andechs. Unter seiner Führung wurden die Klosterbetriebe, bestehend u.a. aus der Brauerei, der Gastwirtschaft und mehreren Trägergesellschaften, zu einem modernen, deutschlandweiten Wirtschaftsunternehmen ausgebaut. Er erwarb sich dabei den Ruf eines „Managers im Mönchsgewand“.

Bilgri engagierte sich auch für die Pflege des musikalischen Erbes Carl Orffs und initiierte die Orff-Festspiele auf dem heiligen Berg. Er begründete die „Andechser Schule des Führens“, eine Seminarreihe für Unternehmer und Führungskräfte, und moderierte im Bayerischen Fernsehen eine Talkshow mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Bilgris Amtsführung auf dem heiligen Berg war nicht unumstritten. Kritiker warfen ihm zu große Progressivität und Weltzugewandheit und mangelnde Spiritualität vor. Außerdem soll er das Kloster und die zugehörigen Betriebe zu selbständig geführt haben.

Im Juli 2003 unterlag er – obwohl Favorit – bei der Wahl zum Nachfolger des aus Altersgründen aus dem Amt geschiedenen Abtes Odilo Lechner dem 34-jährigen Johannes Eckert. Nach Differenzen mit dem neuen Abt über die Geschäftsführung und -politik des Priorats, verließ Bilgri das Kloster für eine sechsmonatige Sabbatzeit. Am 1. Juli 2004 erklärte er dem Abt, dass er wegen »einer zunehmenden Entfremdung vom Gemeinschaftsleben unseres Klosters« (Persönliche Erklärung v. 5. Juli 2004), aus seiner Sabbatzeit nicht wieder dorthin zurückkehren werde.

Bilgri arbeitete seitdem als Unternehmens- und Lebensberater in dem von ihm gegründeten Münchner Unternehmen Anselm Bilgri – Zentrum für Unternehmenskultur. Im Juli 2008 zog er sich aus der Unternehmensberatung zurück, um sich auf seine Tätigkeit als Vortragender, Buchautor und Ratgeber zu konzentrieren.

Bilgri ist auf eigenen Wunsch aus dem Benediktinerorden ausgeschieden. Sein Gesuch um Inkardination in die Erzdiözese München-Freising wurde vom Erzbischof Kardinal Wetter vorläufig abgelehnt. Er ist außerdem Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Seit dem Wintersemester 2005 ist er auch Dozent im neueingerichteten Aufbaustudiengang Master of Ethical Management an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Letzte Änderung: 22. August 2009 

Kommentare

3 Kommentare zu “Bilgri, Anselm”

  1. Lemmen
    16. Juni 2012 12:51

    Geht das, Priester zu sein ohne Orden- oder Bistumszugehörigkeit?

  2. Jaxt
    10. Juni 2020 09:57

    Pater Anselm Bilgri war zusammen mit Abt Odilo Lechner das Faszinierendste, was die katholische Kirche in Bayern zu bieten hatte. Er war Seelsorger und nicht Priester. Beide durfte ich 1982 eine Woche lang auf Kloster Andechs kennenlernen.

  3. Dr.Dieter Dreier
    18. Juni 2020 11:40

    Beide Benediktiner von bajuwarischer Klasse. Da hat sich der liebe Gott mal gefreut. Gratias tibi domine….

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